We Are Scientists


Inspiriert "von einer Rakete, die höher! höher! höher! steigt", haben drei Kalifornier in Brooklyn ein famoses Indierock-Debüt eingespielt.

Erzählen dir We Are Scientists mit todernstem Gesicht, daß ihre Art, Songs zu arrangieren, „Advanced High Level Sectional Articulation“ heißt, dann ist das der richtige Moment, um mit leicht zusammengekniffenen Augen zu nicken und dabei leise „Wow“ zu sagen. Werunpassende Folgefragen stellt, bringt damit nur den Sänger und Gitarristen Keith Murray, der mit seinem Schnauzer aussieht wie Dr. Young aus „Deep Throat“ höchstpersönlich, aus dem Konzept. „Was das bedeutet? Nun …“, wird er etwas unbeholfen erklären und seine 70er-Jahre-Brille nach oben schieben, „wir versuchen, daß jedes Instrument was anderes als die anderen Instrumente macht. Zum Beispiel spielt der Baß nicht einfach mir die Grundtöne der Gitarren-Akkorde, und er schlägt nicht notwendigerweise an dergleichen Stelle wie die Baß-Drum an.“Ernsthafte Interviews sind die Sache der drei Bandmitglieder nicht. Auch die Frage nach der „New Yorker Szene“ und ihren musikalischen Einflüssen führt zu ironischen Antworten („Hey, interessant, daß du gerade danach fragst“, sagen sie darauf nicht selten mit gespieltem Enthusiasmus und zählen dann – wenn man darauf besteht lustlos Bands auf, die sie schätzen: The Pixies, The Police, Franz Ferdinand, Weezer, The Yeah Yeah Yeahs etc.), weshalb man sich mit dem entsprechenden Absatz in der offiziellen Biografie zufriedengeben sollte: Man fühle sich inspiriert, heißt es da, „vom Klang, den ein Kopfkissen macht, wenn es im Wäschetrockner getrocknet wird – dieser winzige, nervöse Schrei: von einer Rakete, die höher! höher! höher! steigt, äh, also, höher! bis, ja, bis man sie nicht mehr sieht!“

Fünf lange Jahre haben die drei Ex-Studenten mit Proben verbracht, nachdem sie kurz nach der Bandgründung in Kalifornien nach New York übergesiedelt waren. „Wir kamen unmittelbar vordem u. September2001 nach Brooklyn. Nach den Anschlägen war die Verunsicherung bei vielen Firmen so groß, daß sie niemanden eingestellt haben. Also waren wir arbeitslos und konnten uns ganz auf die Musik konzentrieren“, so Schlagzeuger Michael Tapper.

With Love And Squalor ist ein kraftvolles Debüt, auf dem sich sieben oder acht Songs als Single eignen würden (die tatsächliche Auskopplung „Nobody Move, Nobody Get Hurt“ ist davon noch der schwächste). Während der unzähligen Nächte im Probenraum aber haben die drei New Yorker nicht nur an der Musik gefeilt, sondern auch einen eigenen Humor entwickelt, weshalb es bei Konzert-Ansagen vor allem im nicht-englischsprachigen Ausland bisweilen zu langen Momenten der peinlichen Stille kommt. „Das ist nicht so schlimm“, sagt Tapper gut gelaunt. „Bei vielen unserer Witze ist die einzig angemessene Reaktion ein langer Moment der peinlichen Stille.“

We Are Scientists – With Love And Squalor (Labels/EMI)