Vom Band-Shirt zur Shirt-Band


Sicher, ein Musikshirt ist ein Printshirt, aber ob darauf Mick Jaggers Zunge, die Ramones oder eine Gitarre zu sehen ist, macht einen Unterschied, der erst mit Blick auf die Geschichte des T-Shirts deutlich wird.

Das T-Shirt ist das Kleidungsstück, das jeder trägt, ob untendrunter oder obendrüber, weiß, farbig, bedruckt oder gemustert, ob zur Arbeit oder zum Ausgehen. Daran, dass das T-Shirt jemals ein so populärer, symbolträchtiger und vielseitiger Teil unserer Kleidungskultur werden würde, war nicht zu denken, als das abgetrennte Oberteil der einteiligen Soldatenunterwäsche Anfang der 1920er in die englischen Wörterbücher aufgenommen wurde. Das „Shirt“ in Form eines „T“ wurde weiterhin unter Oberhemden versteckt. Erst Mitte der 1950er verhalfen Marion Brando in „Endstation Sehnsucht“ und James Dean in „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ dem weißen Unterhemd zum Durchbruch durch die einengenden Lagen Oberbekleidung und verliehen dem T-Shirt ganz nebenbei sein Rebellenimage.

Das erste offizielle Promo-Shirt machte schon 1956 Fans von Elvis Presley glücklich. Bald prangten Bandlogos und aufwendig gestaltete Artworks auf der stolzen Fanbrust, Konzert- und Bandshirts fanden reißenden Absatz. Das Bandshirt hat Icon-, Logo- und Statement-Shirts kommen und gehen sehen. Inzwischen haben jedoch viele Bandshirts ebenfalls ihre ikonische Bedeutung verloren. T-Shirts von The Clash, The Ramones und Iggy Pop sind von Fan-Insignien zur Stangenware großer Modeketten geworden und erregen nur noch durch ihr Design die Aufmerksamkeit der Käufer, die häufig nie zuvor von der Band gehört haben.

Anders ist es bei den Instrumenten, dem Werkzeug der Musiker, deren Aussagekraft beständiger zu sein scheint. Vom Bandshirt zur Shirt-Band, also? Damit sich dieses Konzept zukünftig nicht auf der bildlichen Metaebene verliert, drucken einige Designer die Instrumente nicht mehr nur ab, sondern integrieren funktionierende Drummachines, Keyboards, ja sogar Gitarren in ihre Hemden.