Vier Männer, eine Band: Harmonie im Little Village
HAMBURG. So unscheinbar der Name Little Village. so hochgesteckt die Erwartungen, als John Hiatt. Ry Cooder, Nick Löwe und Jim Keltner vor ein ausverkauftes Haus und das frühzeitig aufgekratzte Publikum treten. Die Bühne der „Musikhalle“ ist erfrischend leergefegt, und mit dem asketischen Übungskeller-Equipment als impulsgeber legen die alten Solo-Haudegen entspannt los: Man läßt keinen Zweifel daran, daß hier eine Band — und keine Solistenvereinigung am Werke ist.
Natürlich nehmen die Songs des Debüt-Albums breiten Raum ein. die live aber ebenso brillant wie im Studio klingen. „Do You Want My Job“ gehört zu den Stücken, die im Konzert fast erwartungsgemäß zulegen, denn Hiatts zähnefletschender Gesang hat wie stets noch etliche Kraftreserven. Überhaupt wird es jedesmal spannend, wenn der ebenso schüchterne wie burleske Hiatt im Mittelpunkt steht. Aber auch seine Gitarren-Dialoge mit Slide-Meister Ry Cooder blitzen nur so von witzigen Einfällen. Nick Löwe werkelt solide zurückhaltend am Baß. zuverlässig besonders in der Rolle des Conferenciers, der Anekdoten und Stories erzählt — die britisch-ironische Komponente also. Man muß sich stets ein wenig zwingen, auf die feinmaschige Rhythmus-Arbeit von Jim Keltner zu hören, dessen dezenter Einsatz von Stöcken, Rasseln und anderen Eigenbau-Utensilien stets ein Ohrenschmaus ist.
In Zeiten zielloser Bizarrerien war Little Village eine Lehrstunde in Sachen schlanker, perfekter Musikalität. Ohne geheuchelte Ekstase, voll echter Freude und überschäumendem Elan. Vielleicht könnte Little Village für alle vier Beteiligten „die“ Band werden.