Viel Schöner Als Fußball


GOD HELP THE GIRL, das Musical-Projekt von Belle-And-Sebastian-Kopf Stuart Murdoch, huldigt der umbuchen Stimme.

Eigentlich ist dieses Interview obsolet, weil Stuart Murdoch die umfassende Antwort nach seinen Beweggründen bereits auf der Website seines neuen Projektes God Help The Girl gegeben hat. „Die -weibliche Stimme“, schreibt der Meisterkopf von Belle And Sebastian dort in Antwort auf eine Fanfrage, sei „the central beauty available to mankind“. „Haha! Ja, doch, das kann man schon mal so sagen“, gluckst Murdoch mit seinem Glasgower Akzent ins Telefon und relativiert seine großen Worte ein wenig: „Es gibt aber auch Tage, da würde ich einfach gern den Rest meines Lebens Fußball spielen.“ Ja, doch, auch schön. Aber doch nicht so schön wie etwa die Stimme von Catherine Ireton …? Der Reihe nach. Stuart Murdoch hat ein Musical gemacht (genauer: er macht es noch immer), und so naheliegend das Kennern seiner Band Belle And Sebastian erscheinen mag: Er selbst hätte nicht gedacht, dass es dazu kommen würde. Bis eines Tages vor fünf Jahren beim Joggen auf einmal ein neuer Song in seinem Kopf lief. Nichts Außergewöhnliches für den Songwnter, der sagt, er höre neue Ideen mittlerweile sehr detailliert bereits in seiner Vorstellung, „das ist fast wie ein Radio in meinem Kopf. Nur: Dieser Song war kein Belle-And-Sebastian-Song, viel eher etwas für eine Girlgroup. „Mir war klar: Das ist ein Schritt weg von mir, von meiner Stimme.“

Ihm war das Lied „God Help The Girl“ zugeflogen, als letztlich titelgebender Grundstock der zunächst vagen Idee einer „Songreihe mit narrativem rotem Faden“, für die Murdoch fortan Lieder sammelte. Bis das Ganze die Form eines Musicals annahm. Im Zentrum der Geschichte steht die Hauptfigur Eve, die zwischen Nervenklinik, Songwriter-Ambitionen und einer komplizierenden platonisch-romantischen Dreiecksbeziehung balanciert; wir bewegen uns inhaltlich also sicher auf Murdoch-Terrain. 2007 begann Murdoch, via Zeitungsanzeige („girl smger needed for recording projeet (…) Celine Dion wannabes, save your breath“) und YouTube-Casting-Wettbewerb Sängerinnen zu suchen. Zwei der Auserwählten könnten B&S-Fans bekannt sein: Catherine Ireton, die die Eve-Parts singt undals“friendofafriend“ zum Projekt kam, war 2006 Coverstar der Single „The White Collar Boy“, die Regensburgenn Alexandra Klobouk gewann den 2004 anlässlich des Albums DEAR CATASTROPHY WA1TRESS ausgeschriebenen „Worst Waitress Award“ und ist auf dem Cover von THE LIFE PliRSUIT zu sehen. Was jetzt —eingespielt mit Belle And Sebastian als Backing Band für insgesamt neun Sängerinnen – als in sich rundes Pop-Album in die Läden kommt, ist für Murdoch Teil eines v>ork in progress – das in einen Film münden soll. „Ich bin gar kein so großer Musical-Fan“, sagt Murdoch, „Klar, ,The Sound Of Music‘ mag ich sehr, und Jesus Christ Superstar‘, aber klassische Musicals tun mir nicht viel. Was ich aber immer wollte, war einen Film machen. Und da dachte ich, dass es für mich als Musiker schlau wäre, diese zwei Dinge zu kombinieren.“ Was darf man von dem Lichtspiel erwarten, an dessen Drehbuch Murdoch derzeit schreibt und aus dem er schon ganze Szenenabläufe und Kamerafahrten erzählen kann?

„Vielleicht das Filmmusical-Equivalent zu TIGERMILK“, lacht er in Anspielung auf das erste B&S-Album. So indie? „Gut, man weiß ja nie. Mein Produzent ist in Hollywood…“

In jedem Fall wird es noch dauern mit diesem Film. In der Zwischenzeit, verspricht Murdoch, wird die Welt noch „some Belle And Sebastian action“ erleben. Außerdem ist ein Soloalbum von B&S-Vizevorstand Stevie Jackson auf dem Weg. Lauter zentral schöne Nachrichten also. www.goethelplhegirl.com