Vaseline für die Ohren


In einer Längeren Kreativ- Pause haben Cornershop ihre Lektionen über die Musikindustrie gelernt und fühlen sich nun gut gewappnet.

Mit Staubsaugern und Küchengeräten als Musikinstrumente fing bei Cornershop alles an. Jetzt ist das indisch-britische Duo Tjinder Singh und Ben Ayres auf Handcreme gekommen. Während der Lärm ersterer Geräte ihre Abscheu vor konformistischer Popmusik ausdrücken half, sehen sie ihr aktuelles Album „Handcream For A Generation“ als politisches Statement in sich selbst.

Schließlich sei „alles politisch, „meint Singh. „Die Tatsache, dass wir uns entschieden haben, weiterhin Musik zu machen. Dass keine Instrumentals auf der Platte sind. Dass wir keine Elemente aus der klassischen Sitar-Musik verwenden.“ Alles Klassische ziehe die Mittelklasse an, und Cornershop interessiere seit jeher ein „rauerer, mehr von der Arbeiterklasse Indiens kommender Sound. Wir schreiben unsere Songs immer mit einer Portion Hass auf die Mittelklasse.“

Genau die richtige Portion anscheinend, um seinerzeit mit dem 1997er-Album „When I Was Born For The 7th Time“ und dem Fatboy-Slim-Remix der Single „Brimful Of Asha“ den Charts-Durchbruch zu schaffen. Die wilde Mischung aus indischer Punjabi-Folklore, Fremdzitaten, HipHop und poppiger Plakarivität begeisterte die unterschiedlichsten Hörer und bescherte der Band reges Medieninteresse. Für die bescheidenen Musiker ging das zu weit. Also zog man sich vom Rummel der Musikindustrie zurück. „Wir hatten es satt, in der ganzen Weltgeschichte herumgeschickt zu werden“, sagt Singh über die aufreibende Tournee durch Europa und Amerika. „Danach wollten wir zwar Musikmachen, aber nicht live spielen.“

Die Folge war das Studio-Projekt Clinton, das sich, so Ayres, musikalisch nicht viel von Cornershop unterschied. Tatsächlich fehlte es an den gefälligen kleinen Songs, mit denen Cornershop assoziiert werden. Experimentell gebastelte Dance-Stücke bestimmten die Platte und enttäuschten absichtlich die Erwartungen der Plattenfirma Virgin.

Paradoxerweise formulieren sie nun ausgerechnet in dem hitverdächtigem Rock -Kracher „Lessons Learned From Rocky I To Rocky III“ ihre Abneigung gegen die Plattenindustrie. „Bei diesen Film-Fortsetzungen geht es nur noch um Kommerz“, sagen Ayres und Singh, „wir kämpfen gegen die Industrie, weil sie ein wucherndes Monstrum ist. „Was hilft da besser als eine Packung Handcreme, eine Platte mit geschmeidigen, Cornershop-typisch stilistisch nicht fassbaren Songs zwischen NuFunk-House, Reggae und Psychedelic-Rock? „Handcreme For A Generation“ ist ein Anti-Hit-Album, das die Monstren so leicht nicht zu fassen kriegen werden. www.cornershop.com