Trini Trimpop (Ex-Die Toten Hosen)


Angenommen, du wärest heute noch Schlagzeuger der Toten Hosen und hättest gerade die „Krach-der-Republik“-Tour beendet. Wärest du ein glücklicherer Mensch?

Zunächst einmal: Ich bin sehr stolz darauf, dass die Strukturen, die ich damals als Bandmanager angelegt habe, mit zu diesem Erfolg geführt haben. Wäre ich heute noch Teil der Hosen, wäre ich sehr unglücklich, weil ich zu viel Verantwortung tragen müsste. Diese Band ist heute ein Unternehmen mit vielen Angestellten. Da ist man nicht mehr in der Position, morgen etwas ganz anderes zu machen. Die Toten Hosen sind ein Motor, und der muss laufen. In so einer Situation möchte ich nicht stecken.

Hast du Angst vor der Verantwortung?

Für mich ist persönliche Freiheit das Allerwichtigste. Ich lasse mir nicht gerne Dinge von jemandem sagen, der nicht die Kompetenz dazu hat. Das ist die Kernerfahrung meiner Zeit bei der Bundeswehr.

Du warst tatsächlich beim Bund?

Ja, für 20 Tage. Dann haben sie mich nach Hause geschickt. Du kommst zur Bundeswehr, hast gerade Abitur gemacht und bist stolz auf deine Bildung – und dann triffst du dort auf Unteroffiziere, die dir in schlechter Sprache unsinnige Befehle geben. Hätten sie mich nicht selber vom Kasernenhof gejagt, wäre ich ein Deserteur geworden.

Gibt es Menschen aus deinem Umfeld, die wie du die Freiheit lieben – die aber auf der Strecke geblieben sind, weil sie das Leben nicht gepackt haben?

Na ja, beim Thema Freiheit spielen Drogen fast immer eine Rolle. Und wer damit zu tun hat, muss höllisch aufpassen. Ich habe Gott sei Dank mit 18 einen Guru gehabt, der mir das alles genau erklärt hat: Welches Zeug hat welche Wirkung, wovon wird man wie schnell abhängig und so weiter. Viele nahmen die Drogen wie Haribos – mit bösen Folgen.

Was hat dir dein Guru denn geraten?

„Dein Körper ist der Tempel, und den musst du pflegen.“ Seitdem achte ich darauf, mein Körpergefühl nicht zu verlieren. Wer es übertreibt, der spürt nichts mehr. Dann kannst du nicht mehr Fußball spielen, und das mache ich einfach zu gerne.

Dein erster Roman heißt „Excess All Areas“. Warum ein Buch?

Für meine Filmideen erhalte ich keine Fördergelder mehr. Da sind den Leute zu viele erigierte Schwänze drin. Und Musik? Ich bin einfach nicht mehr Teil der Community, da sind jetzt Studenten am Zug. Ich wäre als Musiker nicht mehr glaubwürdig.

Es geht im Roman um Sex & Drugs – aber komischerweise nicht um Rock’n’Roll, sondern um Techno-Partys auf Ibiza.

Das Buch basiert teilweise auf Erlebnissen aus meiner Rock-Vergangenheit. Aber die Geschichte hätte sich im Punk-Milieu nicht erzählen lassen. Ich brauchte einen Alt-Hippie, und diese Typen sind halt in der Techno-Szene unterwegs. Und ich brauchte einen gescheiterten Musik-Journalisten, dem mit 40 bewusst wird, dass er zu alt ist, um weiterhin Teil einer Jugendszene zu sein. Diese beiden Typen und ihre Lebenswelten prallen aufeinander: These und Antithese.

Du hast das Buch selber einen Schundroman genannt.

Ich habe mein Leben lang Spaß daran gehabt, Leute zu provozieren. Zudem habe ich Freude daran, über Sex zu schreiben. Egal, ob du dich im Umfeld Rock oder Techno aufhältst: Drogen und Sex gehören dazu. Kein Kuschelsex, wohlgemerkt.

Letzte Frage: Die Toten Hosen vertreiben einen eigenen Wein, einen Riesling. Hättest du als Manager dieser Aktion zugestimmt?

Ich hätte gesagt: Jungs, das machen wir nicht! Wenn man schon seinen eigenen Alk herausbringen möchte, muss es doch was Besseres geben als Wein. Es gibt immer Alternativen. Egal, was Frau Merkel sagt.