Toto
Zunächst sah es nach maßloser Selbstüberschätzung aus, als Toto nach der kommerziellen Talfahrt der letzten Jahre ausgerechnet die Frankfurter Festhalle mit ihren 12.000 Plätzen buchen ließ. Doch immerhin kamen mehr als 6.000 Toto-Jünger in Frankfurt zusammen.
Dazu trug mit Sicherheit das aktuelle Hitalbum PAST TO PRESENT 1977-1990 bei, das noch einmal sämtliche Ohrwürmer von „Hold The Line“ bis „Rosanna“ und „Africa“ ins Gedächtnis zurückruft und damit vor allem auch die Erinnerung an Totos ersten Sänger, den unübertroffenen Bobby Kimball, weckt. Der neue Sänger kommt aus Südafrika, heißt Jean-Michael Byron und wirkt mit seiner langen, dunklen Mähne zwischen den – mit Ausnahme von Gitarren-Zauberer Steve Lukather – optisch langweiligen Studiocracks wie ein Zugeständnis an jüngere Semester und vor allem an die weiblichen Fans.
Steve Lukather sang die alten Hits, die Byron mit seiner auf Dauer wenig variablen und eher dünnen» Stimme gar nicht interpretieren kann, und riß im Verlauf des Konzerts das Steuer mehr und mehr an sich. Und so wurden die treuen Fans mit dem bedient, was sie hören wollten; mit Songs wie „Rosanna“. „Africa“ und „Hold The Line“. Und wenn der Gitarrist versuchte, den Rock ’n‘ Roller raushängen zu lassen, stieg der Lautstärkepegel in der Halle in den roten Bereich; seine überlangen Soli wurden dabei ätzend und verkamen zur puren Ego-Wichserei. In solchen Momenten versuchten die versierten Studiomusiker der Sterilität zu entkommen, die auf ihren Platten oft herrscht.
Aber kann das klappen? Im Prinzip ist Toto auf perfekte, glatte Hits typisch amerikanischer Prägung geeicht, die zwar ins Ohr gehen, aber keinerlei Tiefgang haben. Beseelt ist keine ihrer Nummern. Und die Balladen rühren nur deshalb ans Herz, weil sie sich kitschiger Motive bedienen. Totos Versuch, in den aktuellen Songs die südafrikanische Apartheidproblematik aufzugreifen, wirkte letztlich genauso krampfhaft bemüht wie Lukathers Tribut zum 20. Todestag von Jimi Hendrix, der zur Demonstration seiner Spieltechnik herhalten mußte. Die aber ist so weit von Hendrix entfernt wie Voodoo vom Papst.