Timbaland:
Er will wieder mehr wagen
Der Mann, dessen Beats zu lauschen man so schnell nicht müde wird, ist dieser Bastelei nun selbst überdrüssig geworden. Timbaland in der Hip-Hop-Krise. Ersieht keine Herausforderung mehr darin, die abstraktesten, abgespecktesten und dennoch am dollsten bouncenden Tracks zu produzieren, will nicht mehr verantwortlich gemacht werden für die signalfarbenen Hits von Missy, Snoop, Nas, Jay-Z. Ludacris und so weiter. Was im Rock noch zu verkraften wäre, wo der Produzent einer gewachsenen Band ohnehin nicht zu arg ins Handwerk zu pfuschen hat, kann sich auf der innovativen Seite des HipHop zur ordentlichen Sinnkrise auswachsen. Denn Timbaland ist mindestens genau so „Songschreiber“ wie Soundmaster dieser Chartsstürmer. Und dennoch zieht es diesen Tim Mosley jetzt genau dort hin: zum Rock. Vor allem die Musik von Coldplay hat es ihm angetan. Nur noch sie möchte er produzieren, sagte er. Danke dafür: Kennen Sie diese Rap-Musikvideos, in denen mitten hinein in einen feisten Tanzboden-Schlager ein völlig anderes Programm switcht mit neuem Breakbeat, frischer Kulisse und anderem Szenario – nur, um nach kurzer Unterbrechung überfallartig wieder in den Mutter-Track zu kippen? Auch das ist meist so ein typisches Timbaland-Augenzwinkern… Das hat er uns beschart: Timbaland ist die treibende Kraft einer Entwicklung, die dem MainstreamHip-Hop in den vergangenen Jahren zuweilen waghalsigere Experimente gestattete als sie selbst in den subversiven Nischen des Rock denkbar sind.
Das wollen wir von ihm als nächstes sehen: Genau das was ihm selbst vorschwebt: noch mehr Risiko,