Thom Yorke über Netanjahu, Hamas – und die „Hexenjagd“ im Netz
Auf Instagram äußert sich Yorke konkret zu Gaza und den Vorwürfen, er habe zu lange geschwiegen.

In einem langen Instagram-Post hat sich Thom Yorke zum ersten Mal ausführlich zu Gaza zu Wort gemeldet – und auch zu den Vorwürfen, er habe zu lange nichts Konkretes dazu öffentlich gesagt.
Der Radiohead-Frontmann verließ im Oktober nach einer Konfrontation mit einem pro-palästinensischen Zwischenrufer in Melbourne, Australien, vorübergehend die Bühne – jetzt, viele Monate später, versucht er, seine Ansichten zu diesem Thema via Social-Media zu klären. Damals sorgte Yorkes Reaktion auf den Zwischenrufer bei den Fans für Spekulationen über die Haltung des Musikers zum Krieg.
„Völlig außer Kontrolle“ – Yorke kritisiert Israels Regierung
Auf Instagram erklärt Yorck sein damaliges Schweigen damit, dass es „nicht gerade der beste Moment zu sein [schien], um über die sich anbahnende humanitäre Katastrophe in Gaza zu sprechen.“ Danach sei er schockiert gewesen, dass seine vermeintliche Nicht-Reaktion als Komplizenschaft aufgefasst wurde.
Nun macht Yorke in seinem Post deutlich, dass er Israels Vorgehen in Gaza nicht unterstützen würde. Die israelische Regierung unter Benjamin Netanjahu bezeichnet er als „völlig außer Kontrolle geraten“ und fordert, sie müsse gestoppt werden. Die internationale Gemeinschaft solle so viel Druck wie möglich ausüben. Die oft zitierte Selbstverteidigung sei keine ausreichende Begründung mehr, vielmehr gehe es um einen „durchsichtigen Wunsch, die Kontrolle über den Gazastreifen und das Westjordanland dauerhaft zu übernehmen.“
Lest hier Yorkes gesamtes Statement zur Lage:
Thom Yorke über „Hexenjagd“ in sozialen Medien
Besonders kritisch hat sich Yorke zudem über die „Hexenjagd“ in den sozialen Medien geäußert. Der öffentliche Druck auf Künstler:innen und andere Personen, sich zu Wort zu melden, sei gefährlich und führe zu Vereinfachungen eines hochkomplexen Konflikts. „Es bedeutet, aus der Dunkelheit heraus zu schreien. Es bedeutet, den Menschen nicht in die Augen zu sehen, wenn man spricht. Es bedeutet, gefährliche Annahmen zu treffen“, meint der Brite. Was fehle, sei eine echte Debatte – von Angesicht zu Angesicht, geführt von Menschen, die tatsächlich wollen, dass das Töten aufhört, so der 56-Jährige.
Radiohead sind bereits mehrmals in Israel aufgetreten, und Jonny Greenwood, Yorkes Bandkollege bei Radiohead, ist mit der israelischen Künstlerin Sharona Katan verheiratet.