Suede in Concert im Kölner Kurtkomplex-Cafe von Eins Live


Gesagt hat er so gut wie nichts. Und klein ist er, der Brett Anderson, seines Zeichens Sänger und Vorsitzender von Suede. Eine richtige Bühne gibt es nicht, und wer mittig steht und nicht mindestens einsfünfundachtzig ist, kann ihn nur erahnen. Macht aber nichts, denn das hier ist was ganz Exklusives: Suede spielen einen Showcase, das Set wird live im Radio übertragen, und außer der Journalistenschar sind nur glückliche Kartengewinner da. Suede vor 120 Zuschauern, das gibt es nun mal nicht alle Tage.,Just Can’t Cet Enough“ heißt der Opener, und er kommt, genauso wie das Gros des neuen Songmaterials – von „Indian Strings“ über „Elephant Man“ bis hin zu „Savoir Faire“- an. Junge Menschen kreisen locker in den Hüften, einige im Publikum wackeln mit dem Kopf. Und das, obwohl sie die Lieder von „Head Music“- mit Ausnahme der (Vorab)-Single „Electricity“- zum erstenmal hören. Was für ein Unterschied zu Blur: Als Damon Albarn und Kollegen vor Monatsfrist an selber Stelle ihr Album „13“ präsentierten, regierte Im Auditorium Verwirrung, Unverständnis und vor allem Zurückhaltung.

Doch das hier ist nichts, womit man den Freund leichter Unterhaltungsmusik, respektive den Suede-Fan, verschreckt. Gitarrenorientierter Sound, mal Pop, wahlweise Glamoder Brit-, mal eher auf der Rockisten-Schiene. Und mal laute Bratz-Gitarre, mal leise mit Keyboard-Kleister. Und sobald Anderson bei „Trash“ die Stimmbänder auf bekannte Höhen schraubt, ist ohnehin klar: Hier singt die Mickey Mouse. Das hat zweifellos einen großen Wiedererkennungwert, kommt unaufgeregt daher und geht leicht ins Ohr – allerdings auch leicht wieder raus. Bei dem jungen Mann nebenan sowieso. Dem ist vor lauter feinmotorischem Ungeschick ein Ohrstöpsel ins Kölschglas gefallen. Was aber nicht weiter schlimm ist: Denn es handelt sich um professionelle Ohrenstöpsel, der Hörschutz ist mit einem Schusselbändchen miteinander verbunden einmal beherzt an der Schnur gezogen, kurz an der Jacke trocken gewischt, und schon ist auch das linke Ohr wieder verstöpselt. So weit, so gut. Aber dann: Beim Blick ins Publikum wird klar, daß sich ein Drittel der Kartengewinner mittlerweile verflüchtigt hat. Es steht draußen auf dem schmalen Flur und beäugt staunend die große Eins-Live-Promi-Autogrammwand; Suede haben das Cafe doch tatsächlich so ein bißchen leergespielt.

Kollege Herbert Smko war übrigens auch mit auf dem Suede-Konzert. Und er stand nicht auf dem Flur. Erst stand er neben, dann hinter dem Autor, und schließlich hat er sich auf den Balkon verdrückt und von draußen mitgehört. Und das mir jetzt keiner fragt: Wieso überhaupt Herbert? Ist der wichtig? Ist er. Denn erstens hat Herbert bei Konzerten prinzipiell ein andere Sicht auf die Dinge: weil er groß ist. Ungefähr einzwelundneunzig. Und außerdem Ist Herbert ein waschechter Suede-Fan. Mit allem Zipp und Zapp. Textsicher, visuell erregbar und so gepolt, daß er Drummer Simon Gilbert ohne weiteres mal die Brusthaare epiHeren würde. Wenn man ihn denn ließe. Also, lauschen wir Herbert: „Ach Gottchen, ja, ein Suede-Konzert eben. Da erwartest du doch auch nix umwerfend anderes. Du stellst dich vorher mental drauf ein, und gut is.“ Stagnation auf dem bekannten Niveau, kann man wohl auch dazu sagen. Neue Songs, aber nichts wirklich Neues.