Stevie Winwood: wichtigster Mann bei Blind Faith


Mehr als 100.000 Pop-, Blues-, Undergroundfans und Hell’s Angels zogen am 7. Juni voller Vertrauen zum Hyde Park in London, um dort die Weltpremiere der hoffnungsvollsten Supergruppe unserer Zeit mitzuerleben. Und ihr Vertrauen wurde nicht beschämt, obwohl das erste Konzert von „Blind Faith“ doch nicht das war, was wir erwarteten. Wir dachten an eine Fortsetzung der alten Cream.

Stattdessen aber erlebten wir etwas ganz anderes: Blind Faith ist nämlich alles andere als eine Fortsetzung der Cream. Will man aber doch mit aller Gewalt einen Vergleich ziehen, dann kann man Blind Faith, so wie sich die Gruppe im Hyde Park präsentierte, als eine perfektionierte alte Spencer Davis-Group beschreiben. Weder Eric Clapton, noch Ginger Baker noch der von der „Family“ stammende Rick Grech, traten in den Vordergrund. Stevie Winwood war bei diesem ersten großen Konzert der wichtigste Mann. Er war die herrschende Figur und die anderen ließen sich von ihm leiten.

Es ist übrigens verständlich, dass Eric und Ginger im Hintergrund blieben. Sie hatten genug von ihren stundenlangen Solos, die sie bei den Cream gaben. Bei Blind Faith spielen sie ruhiger und ausgeglichener. Deshalb waren ihre Fans zuerst etwas enttäuscht.

Irgendwie hatten die Zuschauer doch mit dem vertrauten Feuerwerk von Eric und Ginger gerechnet. Doch, dass ihre Enttäuschung im Grunde genommen nicht berechtigt war, sahen sie bald ein. Glücklicherweise, denn was Blind Faith brachte, war kein bisschen enttäuschend, sondern großartig. Die Bewunderung stieg deshalb von Minute zu Minute.