Steve Hackett & Band – Neu Isenburg, Hugenottenhalle
Traum und Trauma gehen bei Steve Hackett immer Hand in Hand: Dem bedrohendbedrückenden Alptraum („Clocks“) folgen verspielte Träumereien („Acoustic Set“) beinahe auf dem Fuß. Hackett gedanklich zu folgen fallt selbst dann noch schwer, wenn man bereits in mehreren Gesprächen einen Eindruck von seiner Persönlichkeit gewinnen konnte.
Die begeisterten Zuschauer jedoch, die während der Songs verzückt und andächtig lauschen, dafür in den Pausen in Ovationen explodieren, halten Hacketts Vortrag rein oberflächlich für die Romantik schlechthin. Trockeneinsnebel und diffus-konfuse Lichtregie unterstützen diesen Eindruck. Dabei täte man Hackett extrem unrecht, werte man ihn in einen Topf mit hyper-weltfremden Burschen der Marke Barclay James Harvest. Man hat diesen Begriff zwar schon für Gentle Giant mißbraucht, dennoch: Hackett macht (Rock-) Kammermusik. Seine Anti-Popsong-Ausrutscher (vergl. Longplayers ME 10/81) fallen dabei im Konzert weniger ins Gewicht als die verzweifelten Versuche, neben seinen bravourösen technischen Kabinettstückchen auf der Gitarre auch noch als Gesangssolist zu glänzen. Böse Falle: Das vollkommen mißratene „I Know What I Like“ von Genesis‘ SELLING ENGLAND-Album.
Bleibt die abschließende Bemerkung: Was für Heavy Metal gilt wenn schon, dann schon Motörhead – läßt sich auch auf den Bereich konzertanten (orchestralen) Rocks übertragen. Warum soll ich mich mit Kansas oder Anyone’s Daughter begnügen, wenn es einen Hackett gibt? Doch wem auch – zugegeben – exotische Momente wie „The Red Flower …“ rudimentäre Verklärtheit in mir wachrufen, verursacht der „Genuß“ eines solchen Konzertes bei mir dieselben Kopfschmerzen wie der Konsum von zwei Flaschen griechischen Samosweines. Und solange ich die Wahl habe, bleibe ich beim Volkacher Ratsherr im Bocksbeutel. Herb und trocken.