Stereophonics: Gesetzt und gelassen


Die Wut der Waliser ist verraucht. Auf dem neuen Album zeigt sich die Band um Kelly Jones von ihrer ruhigen Seite.

Mehr als «in« Million verkaufte Exemplare vom letzten Album („Performance & Cocktails“). Musikalische Zusammenarbeit mit Robbie Williams, Noel Gallagher, Tom Jones und den Black Crowes. Diverse Filmangebote für Sänger Kelly Jones, unter anderem von Regisseur Baz Luhrman („Romeo & Julia“). Nur eine Stunde nach Vorverkaufsbeginn schon ausverkaufte Auftritte in Britannien – alles sehr deutliche Anzeichen dafür, dass die Stereophonics dem Aufstieg in die erste Rock-Liga mit großen Schritten entgegeneilen. Schöne Aussichten. Dennoch war in letzter Zeit nicht alles in Butter bei den drei Walisern. Es gab böse Nationalismusvorwürfe seitens der englischen Musikpresse und hier insbesondere vom einflussreichen „New Musical Express“. Bei einem Stadionkonzert seien für den Geschmack einiger Zuschauer zu viele anti-englische Gefühle geschürt worden. „Alles Blödsinn“, meint Kelly Jones. „Wo kommt in unserer Musik bitteschön auch nur ein Hauch von Nationalstolz vor?“

Nirgends.Muss man klipp und klar sagen. Da wollte sich jemand wohl auf Kosten der Band profilieren. Jetzt hat Jones eine saftige Replik verfasst. „Mr. Writer“ heißt die neue Single des Trios und hat einen eindeutigen Adressaten. Doch der Stress mit diesem Journalisten war nicht der einzige Ärger im Stereophonics-Camp. Jones gab im letzten Jahr zu Protokoll, dass ihm die Arbeit mit der Band allmählich zu viel werde. „Wir waren in Amerika auf Tournee und da ging es nur noch ums Geschäft, nicht mehr um die Musik. Das nervte mich. Ich sagte den anderen beiden lungs, dass ich stilistisch etwas ändern will. Sie stimmten zu, also war alles gut.“ Der Stilwechsel ist nicht zu überhören. Anstatt Gitarren laut aufzudrehen und den Rhythmus peitschen zu lassen, haben die Stereophonics die leisesten Songs ihrer Karriere aufgenommen. Der Vergleich mit der „Harvest“-Phase von Neil Young bietet sich an. „Man kann nicht ewig gegen die Welt anschreien, sondern muss auch einmal ein bisschen herunterkommen.“ Aber das ist vielleicht nur die Ruhe vor dem Sturm. Denn viel deutet auf den internationalen Durchbruch hin. Und dann geht der Stress erst richtig los. www.stereophonics.com