„Spielmacher“-Kritik: Dieser Gangsterfilm will die Methoden der Fußball-Wettmafia zeigen
Gute Taktik: Die Vorfreude auf die Weltmeisterschaft in Russland soll Fans ins Kino treiben. Leider haben die Macher dieses Gangster-Thrillers den Fußball nie geliebt.
Polizisten und Ermittler, die sich mit manipulierten Fußballspielen befassen, können sich den Kinogang in Frederick Laus neuen Gangsterfilm sparen. Das komplexe kriminelle System, bei dem in unterklassigen Ligen Spieler geködert werden, damit via Wette in Asien viel Geld gemacht werden kann, wird in „Spielmacher“ nur sehr oberflächig behandelt. Regisseur Timon Modersohn und sein Autor Christian Brecht wollen die Ergebnisse ihrer Recherche zum Thema, insofern sie die überhaupt haben, nicht mit den Zuschauern teilen und nutzen das eigentlich hochbrisante und spannende Thema nur als Aufmacher für einen generischen Krimi.
Ivo (Frederick Lau) war mal ein begnadeter Nachwuchsfußballer im Ruhrpott, dann landete er aber im Knast. Frisch entlassen, treibt es ihn erst als melancholischer Trainingskiebitz zu seinem alten Verein und Trainer. Anschließend geht es ins Wettbüro. Dort trifft er Restaurantbesitzer Dejan (Oliver Masucci), der ihn mit Job und Lifestyle lockt und Ivo als Gehilfen für Wettmanipulationen anheuert.
Mit Lau und Masucci, der zuletzt durch die Netflix-Serie „Dark“ viele Fans dazu gewinnen konnte, hat „Spielmacher“ zwei der fähigsten Gangsterfressen zu bieten, die es in Deutschland gibt. Dazu ist der Zeitpunkt für den Kinostart gut gewählt. Im Juni startet die Weltmeisterschaft in Russland, ein guter Anlass um sich mal wieder mit den Schattenseiten des Sports zu beschäftigen.
Viele Klischees, wenig Talent
Leider ist „Spielmacher“ gerade in den Fußballszenen auf Amateur-Niveau. Ivo stolpert in einen ambitionierten Teenager, der praktischerweise seine alleinerziehende Mutter als Love Interest in die Handlung mitbringt. Das Talent des Jungen wird zu keinem Zeitpunkt erkennbar, das finale Spiel, in dem Sieg oder Niederlage auch über Leben und Tod entscheiden, versprüht genauso wenig Fußball-Feeling wie die grausame Szene, in der Frederick Lau mit dem jungen Spieler vor einem Greenscreen sitzt, auf dem dann im Nachhinein das Stadion von Borussia Dortmund eingefügt wurde.
Regisseur Modersohn hat keinen Spaß am Spiel, sondern vielmehr an dem Gangster-Plot, der die Karriere und den Ausstieg Ivos aus der Wettmafia zeigt. Doch trotz der ernsten Gesichter der Darsteller und einigen Gewaltexzessen kann „Spielmacher“ keine bedrohliche oder schlichtweg ernstzunehmende Atmosphäre aufbauen, was vor allem an unerträglichen Klischees liegt, die in „Spielmacher“ völlig ironiefrei aneinandergereiht werden. Ivos Jugendtrainer hustet in seiner ersten Szene, natürlich liegt er im Finale des Films auf dem Totenbett. Obermafiosi Dejan fährt seine Opfer zu einer Kiesgrube, um sie dort mit seinen schon etliche Male gehörten Floskeln über Vertrauen und Familie zu foltern.Unerträglich wird der Film, wenn Frederick Lau in einer Date-Montage mit Antje Traue verliebt über den Rummelplatz springt. Zwischen all diesen 08/15-Szenen werden dann ein paar chinesische Anzugträger eingeworfen, die mit Computern und Geldbündeln in dunklen Hinterzimmern hantieren – soll niemand den Vorwurf erheben, „Spielmacher“ würde sein ursprüngliches Thema komplett aus den Augen lassen.
Im Vorfeld der WM hätte „Spielmacher“ mit seinen Themen und Figuren tatsächlich viele Zuschauer abholen und tatsächlich über die Schattenseiten belehren können. Die lustlose Inszenierung wird aber beides verhindern, jede Wette.
„Spielmacher“ startet am 12. April in den deutschen Kinos.