Sounds now!
Berlin, Budapest, Paris, Glasgow, San Francisco und immer wieder New York: Fast alle Künstler auf der ME-CD in diesem Monat bezogen ihre Inspiration aus dem urbanen Umfeld der großen Städte - egal ob sie Indierock, Psych-Folk, Electronica oder einfach Rock'n'Roll spielen.
1 Death Cab For Cutie
Tour Heart Is An Empty Room. Sie sind zurück. Sie sind noch besser. Wie Nada Surf waren auch Death Cab For Cutie über die letzten Monate in dem Wissen im Studio, daß die Fans und die Kritiker das neue Album an dem höchst gelungenen Vorgänger lin diesem Fall; transatlanticismI messen werden. Mit PLANS ist der Band aus San Francisco nun ein ausgezeichneter Nachfolger gelungen, was sie selbst offenbaram wenigsten bezweifelt: „Plans nimmt den Faden auf und geht dann einen Schritt weiter. Es schließt an Translanticism etwa so an, wie Revolver an Rubber Soul“, sagt Gitarrist und Produzent Chris Walla und betont gleich, daß er Death Cab For Cutie sonst natürlich keineswegs mit den Beatles vergleichen will. Warum sollte er auch? Seine Band hat ein stetig wachsendes Publikum und gehört inzwischen zweifelsohne zu den besten und beständigsten amerikanischen Indiepop-Kapellen der letzten zehn Jahre.
2 Super Furry Animals Oh Heat
„Sweet as sugar from a bee“: Honig-Pop mit einer düsteren Wendung von dem Waliser Quintett.
„Ohio Heat von love kraft, dem siebten Studioalbum der SFA, ist ein herrlich melodiöser Popsong, der inhaltlich einem Jane-Austen-Roman entnommen sein könnte: Die beschwingte Nummer über die verbotene Liebe einer fiktiven Figur aus dem 19. Jahrhundert wird aus Sicht deren Liebhaberin erzählt. .Sie wird schwanger, und man versucht, sie in einem Frauenkloster zu verstecken „, erklärt Gruff Rhys. „Aber dann flüchtet sie und ertrinkt, möglicherweise im Ohio River oder einem anderen Fluß mit noch stärkerer Strömung. Ich denke, daß so ein Thema heute noch von Relevanz ist.
3 T.Raumschmiere
3 Minutes Happiness [feat. Judith Juillerat) Hypnotisch: schwarze Magie vom „King of Onarz“ aus Berlin.
Der Berliner Marco Haas, der sich zu Beginn seiner musikalischen Entwicklung dem Punk verschrieben hatte, bevor er sich als junger Erwachsener der Electronica zuwandte, hat musikalisch nie den Weg des geringsten Widerstands gewählt. Seine intensiven Tracks, die allesamt eine eigene, klar definierte Handschrift tragen, sind oft sperrig, finden aber gerade deshalb seit Jahren internationale Anerkennung. Das neue Album Blitzkrieg POP ist ein vielschichtiges, aber in sich schlüssiges Werk, das durch seinen Ideenreichtum beträchtliches Crossover-Potential hat.
4 Jahcoozi Ali Mc Bills
Eine futuristische Hommage an Calista Flockhart.
„I’m just like Ally McBeal, introspeclive but still respected. Daddy’s rieh, but don’t admit it“, flüstert und singt Sasha Perera in „Ali Mc Bills“. Der fantastisch-fuluristische Song ist auf dem Jahcoozi-Debüt Pure Breed Mongrel, einem der progressivsten Alben, die in den letzten Jahren in Berlin entstanden sind. Auf die Frage, wohin sich Dance-Musik in der Zukunft entwickeln würde, antwortete Perera noch 2001: „Keine Ahnung – aber ich werde nicht mitgehen, wenn es nicht soulful wird.“ Mit dem Bassisten Oren Gerlitz und dem Produzenten und Programmierer Robot Koch gestaltet sie heute selbst aktiv an einer beseelten Zukunft für die Dance-Musik mit.
5 Coco Rosie South 2nd
Toy Story: Die Schwestern haben sich bei ihrem zweiten Album ihren spielerischen Zugang zur Musik bewahrt.
Während das Debüt la maison de mun Reve bisweilen, wie die Damen damals mit ausdruckslosen Gesichtern erzählten, in der Badewanne) in einer kleinen Wohnung in Paris entstanden ist, wurde Noah’s Ark auf Tour geschrieben.“.Wir wollten experimentieren, neue Sachen und neue Arbeitstechniken ausprobieren“, sagt Bianca Casady. Dergrößte Unterschied zum Vorgänger: Die Songs sind feiner ausgearbeitet und die Melodien stärker.“.South 2nd“ ist der Name einer Straße in New Yorks über-angesagtem Künstlerviertel Brooklyn-Williamsburg, in dem Bianca und Sierra Casady – wie auch Adam Green, TV On The Radio, Devendra Banhart und viele andere junge Künstler und Bands – zu Hause sind.
6 Erik Sumo
My Rocky Mountain [ Eine wertvolle Entdeckung: Das Album-Debüt des ungarischen Künstlers Ambrus Tövishäzi.
Erik Sumo – der mit bürgerlichem Namen Ambrus Tövishäzi heißt und ein in Mitteleuropa weitestgehend unbekannter Produzent, Soundtrack-Komponist, Multiinstrumentalist und Klangkünstler aus Budapest ist – hat ein zauberhaftes Debüt aufgenommen, my rocky Mountain ist das wunder- und geheimnisvolle Werk eines außergewöhnlichen Musikers, der seine Arbeit selbst als“.surreole Unterhaltung, stark beeinflußt von musikalischen Genres vergangener Dekaden“ beschreibt.
7 Nada Surf
Concrete Bed Sonniger Popsong, geschrieben auf der Tour zum großartigen letgo. Nicht nur die Fans waren gespannt, ob es Nada Surf gelingen würde, dem Meilenstein let GO einen würdigen Nachfolger hinterherzuschicken.“.Wir hatten intern ziemlich Druck“, berichtet Sänger Matthew Caws.“.Wir hoben gehofft, nochmal ein Album machen zu können, das uns genauso gut gefällt wie das letzte.“ Caws ist sehr zufrieden mit the weight is a gift, der neuen Platte, die die New Yorker Band unterderRegie von Chris Walla von Death Cab For Cutie – der bereits „Happy Kid“ und „Blizzard Of ’77 von LET GO abgemischt hatte – in San Francisco aufgenommen hat.“.Concrete Bed“ wurde auf Tour geschrieben und war nach Auskunft der Band fast der einzige Song, der nicht erst im Studio fertig geschrieben wurde.
8 Mother And The Addicts
Don t You Know That You Love Her?
I Cleverer Rock’n’Roll aus Glasgow, frisch wie der Frühling und ausnahmsweise ohne jeglichen Hype.
Wie vor drei Jahren das famose und heute fast gänzlich vergessene Hoggboy-Debüt OR 8? erscheint auch das Erstlingswerk der Glasgower Mother And The Addicts ohne den Hype, der üblicherweise herausragende Veröffentlichungen aus Großbritannien begleitet. Das lässige, smarte „Don’t You Know That You Love Her?“, das nur einer von vielen Standout-Tracks von TAKE THE L0-VERS HOME tonight ist, sollte Grund genug sein, der jungen BandeineChancezu geben undsievordem Schicksal zu bewahren, das ungerechter Weise Hoggboy ereilt hat. Also: Weitersagen.
9 Tim Fite No Good Here
Ein junger Mann aus Brooklyn sammelt Klangmüll, um dem musikalischen Schrott in seinem Heimstudio neues Leben einzuhauchen.
Tim Fite ist ein höchst kreativer Bastler, beileibe aber kein musikalischer Virtuose. In seinem schauderhaft unaufgeräumten Apartment in Brooklyn arbeitet er meist wie ein HipHop-Produzent: Seine Songs entstehen durch das Zerhacken gesampelter Instrumental-Passagen unbekannter Songs von unbekannten Bands, deren CDs-so hat er das selbst festgelegt – nicht mehr als einen Dollar kosten dürfen.“.Jeder klaut“, sagt er mit großer Selbstverständlichkeit. ..£s kommt nur darauf an, wie man klaut, von wem man klaut und ob du mit deiner Tat jemanden beeinträchtigst. „GONE AIN’T GONE hört man die patchworkartige Struktur nicht an – Fites Erstlingswerk ist ein kraftvolles Album, das vor allem durch das einfallsreiche Songwriting überzeugt.
10 Keren Ann Chelsea Burns
Keren Ann und die Brandstifter: Die niederländisch-israelische Songwriterin erzählt die Geschichte eines Brandes im Chelsea Hotel.
Keren Ann Zeidel hat ein Apartment im Pariser Stadtteil Montmartre, doch verbrachte sie in den letzten Jahren mehr Zeit in ihrer zweiten Wohnung in New York. Ihr neues Album ist nach dem Stadtteil benannt, in dem sie lebt Inolita – North of Little Italy] und kreist auch thematisch immerwieder um den Big Apple. In „Chelsea Burns“ auf der CD im ME geht es um eine obdachlose Frau, die einst im legendären und von Musikern und Künstlern frequentierten Chelsea-Hotetein Feuer gelegt haben soll.