Sonic Youth – Goo


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SISTER (1987) war eine Bestie und OAYDREAM NATION (1988) ein Monster, GOO indessen Sonic Youths bis dato größtes Zugeständnis an den Pop. Dennoch war diese Platte kaum weniger gefährlich. Das bedeutete nämlich nicht, dass die in knapp zehn Jahren schon ziemlich legendär gewordenen Noiseleute aus New York, die mit GOO ihre erste Majorlabel-LP veröffentlichten, um Kompromisse bemüht waren. Sie kanalisierten ihre Kräfte nur sehr genau, hielten fast das ganze, kompakte Album hart auf Zug. Sonic Youth brachten dafür ihren experimentell veranlagten Antibluesrock, der in Songs wie dem majestätischen „Mote“, „Tunic“, „Kool Thing“ und „Dirty Boots“ selbst in seinen chaotisch-disharmonischen wie in seinen lyrischen und melancholischen Momenten wie wütender Punkrock nach vorne drängte, in Formen, die jedem einzelnen Stück klare Konturen und so einige Unabhängigkeit brachten. Das Prinzip Pop: ein Song-, ein Singleprinzip und ein Spiel mit den coolen Posen. Das Sonic Youth hier perfekt beherrschen – unter ihren Bedingungen. ME 7/1990:

“ Sonic Youth werden ein Spezialistenthema bleiben, auch wenn sich Songs wie ‚Disappearer‘ halbwegs Griffiger Melodien (…) bedienen.“