Shriekback
„Wir wollen“, erklärt Sänger Carl Marsh, „keine Musik machen, die nach Milkshakes und Eiscreme klingt. Die Leute sollen was zu Beißen haben! Wir klingen eher nach altem Brot und Nüssen.“
MIR kamen beim Anhören des dritten Shriekbackschen Werkes Assoziationen ganz anderer Art, nämlich an die düstere, beklemmende Atmosphäre des „Blade Runner“. Damit lag ich gar nicht so falsch, denn: „Komisch, daß du ausgerechnet das sagst. Wir haben uns intensiv mit dem Film beschäftigt, als wir an JAM SCIENCE arbeiteten. Die Vision einer verrottenden Technik hat uns fasziniert, diese ungeheuer alten, verrosteten Maschinen, von denen niemand mehr weiß, wie sie funktionieren“, erzählt Keyboarder Barry Andrews.
Nachdem Barry sich von XTC getrennt hatte, lernte er 1981 durch Freunde Bassist Dave Allen kennen, der seinerseits gerade die Gang of Four verlassen hatte. Wenig später stieß Sänger Carl zu dem Duo – und der harte Kern der Band war komplett.
Sie produzierten ihr erstes Mini-Album selbst und unterschrieben einen Vertrag bei einem kleinen unabhängigen Label, bei dem sie ihre zweite LP herausbrachten. Es folgten Tourneen durch England, die Staaten und Europa. Nachdem erste Erfolge sich einzustellen begannen, unterzeichneten sie im Herbst 1983 einen Vertrag mit einer großen Plattenfirma. Und erweiterten sich vom Trio zum Quartett: Drummer Martyn Baker ist das vierte feste Mitglied der Band.
Ihre Musik ist ein heftiger, ungestümer Strudel; er wirbelt eine körperliche Spannung auf, die nur durch Carls stoischen Gesangsstil gemildert wird. Barry beschreibt das so: „Shriekbacks Position in diesem ganzen Zuckerwatten-Pop ist, daß wir versuchen, etwas tiefer als die anderen zu graben. Es soll eine gewisse Schärfe da sein, ein Dong“, er schnipst demonstrierend mit den Fingern, „damit die Leute sagen: Oh yeah, DAS ist es. Im Augenblick haben wir wohl schon diese Tiefe, aber die Musik ist mir immer noch zu sanft, zu mild. „