Schwarze Zahlen
Videos statt Worte - VH-i hat sein Konzept umgestellt. Und VIVAZWEI-Programmchef Michael Kreissl sieht seinen Kurs bestätigt.
VH-i ist mit dem Versuch, ein journalistisch anspruchsvolles Musikfemsehen iu etablieren, offenbar gescheitert – Ihr Konkurrent strich seine Eigenproduktionen und sendet fast nur noch Videoclips. Droht VIVA ZWEI ein ähnliches Schicksal?
Ganz sicher nicht. VIVA ZWEI wird seine journalistischen Elemente in Zukunft eher verstärken. Außerdem entwickelt sich der Sender auch finanziell zufriedenstellend. Im Gegensatz zu VH-i, wo angeblich in den ersten zwei Jahren 60 Millionen Mark verpulvert worden sein sollen. Zur Zeit sieht es sogar danach aus, als würden VIVA und VIVA ZWEI im Geschäftsjahr 1997 zusammen erstmals schwarze Zahlen schreiben.
VH-i startete mit einem hohen Anspruch und scheiterte – was können Sie aus den Fehlern der Konkurrenz lernen?
Ich will mir nicht anmaßen, über eventuelle Fehler des VH-i-Programms zu urteilen. Aber ich glaube, daß man die Leute vernünftig unterhalten und sich dabei nicht zu sehr von missionarischem Eifer leiten lassen sollte. Ein Musiksender muß homogen sein und sollte seine Zuschauer zuverlässig und schnell bedienen.
Bedeutet dies eine musikalische Formatierung des Programms, wie sie ja im Rundfunk inzwischen üblich ist?
In gewisser Weise schon. Man muß sich eben klarmachen, daß die Leute das Musikfernsehen anders handhaben als einen „normalen“ Sender. Sie schauen nicht ins Programm und sagen:’Die Sendung heute abend um 22.30 interessiert mich.’Vielmehr schalten sie auf den Musiksender und erwarten dann zu jeder Tageszeit sofort und ohne lange warten zu müssen, daß sie ihren Bedürfnissen entsprechend bedient werden.
Wie schlägt sich das im Programm von VIVA ZWEI nieder?
Wir glauben, daß der durchschnittliche Zuschauer bei VIVA ZWEI nicht unbedingt aufgeheizt werden will. Er will viel eher entspannen. Auf eine überspitzte Formel gebracht: VIVA tanzt, VIVA ZWEI tanzt nicht. Das bedeutet für das Programm von VIVA ZWEI, daß wir am Tag nur Musik mit einem möglichst geringen Nervfaktor spielen,also verstärkt Balladen. Abends hingegen sieht das anders aus. Sendungen wie „Vinyl“, „Soja“ und „2Rock“ sollen durchaus progressivere Musikstile präsentieren -Britpop statt Ramazzotti.
Wann schließt VIVA ZWEI die letzten Lücken im Kabelnetz?
In Hamburg und Berlin wird sich die Situa- 9 tion vorerst leider nicht ändern. Dafür kann man uns jetzt per Kabel im Saarland empfangen. Bald soll es auch in Schleswig-Holstein soweit sein. Für Bayern liegt inzwischen die Genehmigung vor.