Schluss machen und Gemeinheiten: Adam Green und Binki Shapiro im Interview
Adam Green und Binki Shapiro leiden unter romantischer Dysfunktionalität und haben darüber ein Album gemacht. Wir trafen die beiden zum Interview und sprachen mit ihnen über Kentucky Fried Chicken, Liebe aus Mitleid und das täglich grüßende Murmeltier.
So richtig zusammengewachsen ist es noch nicht, das Duo Adam Green und Binki Shapiro. Binki ist nervös und hibbelig während der Telefonkonferenz, die zwischen Berlin und Los Angeles statt findet. „Oh mein Gott, ich war furchtbar“, sagt sie zu Adam Green, als das Interview beendet ist. Wir haben uns mit den beiden über ihr Album „Adam Green & Binki Shapiro“ unterhalten, in dem es um Liebeskummer, Schluss machen und Gemeinheiten geht:
Wie habt ihr Beiden Euch kennengelernt?
Adam: Wir kennen uns schon länger, etwa fünf Jahre, aber es hat eine Weile gedauert, bis wir angefangen haben, zusammen zu arbeiten – ursprünglich waren wir einfach Freunde, wir sind nur zusammen abgehangen, ohne Musik zu machen.
Adam, Du sagst, dass Du von Binkis Stimme fasziniert warst …
Adam: Ja, ihre Stimme ist großartig, finde ich.
Binki: Ja, zum Glück! Oh, das war jetzt dumm von mir…
Adam: Was?
Binki: Nichts, ich hab‘ nur einen Witz gemacht.
Adam zu Binki: Denkst du, dass es wirklich dumm ist, zu sagen, dass das ein Glücksfall ist?
Binki: Naja, wenn ich das sage, dann schon.
Adam: Nein, aber ich finde ihre Stimme wirklich sehr schön. Weißt Du, Binki ist wirklich eine intelligente und künstlerisch interessante Person, und ich war neugierig darauf, wie es wohl klingen würde, wenn wir zusammen arbeiten würden.
Eure Stücke sind in in New York enstanden, wie ist das vonstatten gegangen?
Binki: Wir haben damals beide in New York gewohnt, und haben uns einfach gegenseitig in unseren Häusern besucht. Wir haben auf dem Boden gesessen, Wein getrunken und zusammen Songs geschrieben. Ich denke, dass New York eine sehr gute Stadt ist, um die Dinge laufen zu lassen und Inspirationen zu sammeln. Man läuft durch die Straßen, trifft ständig Leute und interagiert mit ihnen. Für die Aufnahmen sind wir dann nach Los Angeles gegangen. Das Umfeld dort trägt viel dazu bei, dass wir die Sachen einfach zu Ende bringen konnten. Es gibt nicht so viele Ablenkungen, es kommen nicht dauernd Leute vorbei, die einen ablenken, und in die Nacht locken.
Adam: Es war dort total abgeschieden. Wir konnten drei Wochen lang ununterbrochen an dem neuen Album arbeiten.
Binki, gibt es bei diesem Album eine Verbindung zu Deiner anderen Band Little Joy?
Binki: Ich denke, dass ich eine Menge aus der Zeit gelernt habe, in der ich Musik mit Fab (Moretti) und Rodrigo (Amarante) gemacht habe, zwei Menschen, die sehr viel Erfahrung damit haben. Ich schätze, ich war noch ziemlich grün hinter den Ohren, als ich angefangen habe, mit ihnen zusammen zu arbeiten. Ich würde sagen, dass sie mich mich gewissermaßen zu einer Musikerin erzogen haben. Und auch, dass ich aus dieser Zusammenarbeit eine Menge mitgenommen habe – allerdings nicht immer auf die gesündeste Art und Weise, weil sie beide, genau wie ich, totale Perfektionisten sind. Ich habe eine Menge aus diesem Projekt für mich persönlich mitgenommen.
Wart Ihr Euch bei der Zusammenarbeit immer einig, oder hattet ihr auch Uneinigkeiten?
Adam: Wir interessieren uns beide sehr für Texte und haben einen ähnlichen Sinn für Humor. Aber musikalisch gesehen, kommen wir aus verschiedenen Richtungen, da mussten wir sehr dran arbeiten um das zusammenzubringen. Das war eine Herausforderung und streckenweise auch sehr anstrengend.
Binki: Letztlich ist das aber auch das Schöne an der Zusammenarbeit, wenn man sich in der Mitte trifft.
Habt ihr jetzt alle Differenzen überwunden?
Adam: Wir versuchen den jeweils anderen zu verstehen. Ich denke nicht, dass es sehr gut wäre … Wir versuchen, einen Konsens zu finden.
In Euren Texten geht es hauptsächlich um das Thema Trennungen. Viele glauben, dass man immer nur das Schlechte aus Beziehungen anderer Leute mitbekommt. Glaubt ihr, es fällt leichter, die Schattenseiten von Beziehungen mit anderen zu teilen?
Adam: Wir sehen das Album zwar nicht als Trennungs-Album, aber es stimmt schon, in den Stücken geht es häufig um romantische Dysfunktionalität. Binki und ich haben selber gar nicht wahrgenommen, dass das in das Album eingeflossen ist. Als wir angefangen haben, das Album aufzunehmen, waren wir beide in Beziehungen, und erst bei unserem dritten oder vierten Treffen hat sich herausgestellt, dass unsere Beziehungen zu Ende gingen.
Das Stück „Pity Love“ klingt zum Beispiel ziemlich brutal.
Adam: Ja, der Song ist ganz schön wütend.
Gibt es Phasen des Zorns, durch die ihr gegangen seid?
Adam: Wir haben diesen Song nie live aufgeführt, und ich finde, es ist so gemein, so etwas zu jemandem zu sagen, dass ich mir beim Singen komisch vorkommen würde.
Wenn Euer Album ein Soundtrack wäre, welchen Film würde es begleiten?
Binki: „Und täglich grüßt das Murmeltier“
Adam: Das ist der Film von dem wir glauben, dass er am besten dazu passt.
Aber sind Trennungs-Phasen nicht dazu da, überwunden zu werden?
Adam: Es gab eine Zeit, da hat es sich so angefühlt, als hätten wir vier Schlussmach-Alben nacheinander geschrieben. Und jeder sagt, dass es das buchstäblichste Trennungs-Album ist…
Binki: Ich denke, ich war gerade in so einer Phase, ich bin Mitte zwanzig, und fühle mich, als ob ich alles schon gemacht hätte. Irgendwann kommt der Moment, in dem Du einfach Kinder haben willst, um Dein eigenes Leben ein Bisschen aufzumischen. Jeder Tag fühlt sich gleich an, auf der Tour fühlen sich alle Städte irgendwie gleich an.
Adam: Das stimmt. Kann es sein, dass alle europäischen Städte voller Kentucky-Fried-Chicken-Fillialen sind?
Ich bin mir nicht sicher, das ist mir nie aufgefallen. Könnt ihr Euch vorstellen als Duo weiterzumachen? Kann das Projekt überhaupt wiederholt werden?
Adam: Wir haben beide Solo-Projekte und wollen auch mit Solo-Alben weitermachen.
Binki: Ich möchte allerdings wenigstens noch einen Song gemeinsam komponieren, um zu sehen, ob wir die Magie verloren haben.
Adam: Das sollten wir herausfinden.
Ihr müsstet Euch wahrscheinlich wieder von jemandem trennen, um ein weiteres Album machen zu können.
Adam: Uhh, ich hoffe nicht
Dann müsstest ihr wohl über was anderes singen – eine glückliche Beziehung zum Beispiel, oder Kentucky Fried Chicken.
Adam: Ein glückliches Liebesleben mit unbegrenzter Menge Kentucky Fried Chicken? Das hört sich sehr schön an.
Adam: Binki und ich müssen nicht jeden Song über romantische Dysfunktionalität schreiben, aber wir tendieren irgendwie dazu.
Binki: Wir sind eben romantisch dysfunktional.
Das Album Adam Green & Binki Shapiro erscheint am 25. Januar.