Rocknacht: Hey Lord, wieder kein Springsteen ?


Da die siebte Rocknacht des WDR diesmal bereits um 22.05 Uhr begann, Bei es nicht ganz so schwer, bis zur letzten Gruppe wach und aufmerksam zu bleiben. Trotzdem werden es wohl die wenigsten bis zum Schluß ausgehalten haben, zumal es lack Bruce und seine Freunde ausgezeichnet verstanden, auch den letzten Rockfreak erbarmungslos zu ermüden. Sein orchestraler, jazzig angehauchter Opasound ließ bei so manchem die Frage auttauchen, wo man den denn ausgegraben habe.

Aber schließlich heißt er ja mit Nachnamen so wie das Rockpalast-Idol Bruce Springsteen mit Vornamen. Und wenn dann noch das Ex-E-Street-Band Mitglied David Sancious dabei ist, spielt’s doch nun weißgott keine Rolle, daß die Musik nichts mehr mit Rock’n’Roll zu tun hat, auch wenn man noch so viele alte Creamhits aufwärmt. Da spielt James Last demnächst noch im Rockpalast „Satisfaction“ und Herr Rüchel begründet’s mit Traditionspflege. Nein danke, bitte nicht.

Um drei Längen besser war da schon der Opening-Act Graham Parker. Mit „Stupefaction“ stieg er ein ins überschwappende Stimmungsfaß und hielt gut mit. Doch schon nach dem dritten Stück pegelte sich alles aul ein ziemlich langweiliges Mittellevel ein, von Dynamik keine Spur. Der Begeisterung in der GrugahalJe tat das allerdings wenig Abbruch, denn schließlich war man entsprechend voralkolisiert in die Halle gekommen, und Graham bemühte sich ja auch, sein Bestes zu geben. So richtig absahnen konnte er aber erst mit „Hey Lord, Don’t Ask Me Questions“, das sich zwar auch nur wenig aus dem Einheitsbrei abhob, den Fans aber das bot was sie wollten: Hits.

Die bekamen sie dann aber von The Police gleich reichlich. Beim Intro von „Don’t Stand So Close To Me“ stand das Publikum köpf, bei „Walking On The Moon“ sangen alle mit und grölten fleißig alle „Jojojos“, die ihnen Sting vorschrieb. Doch so ganz glücklich waren nicht alle. Wer The Police nämlich schon des öfteren gesehen hatte, konnte feststellen, wie müde und abgeschlaft sie klangen.

Komplett verwehrt blieb dieser Eindruck auch den 200-300 Fans, die sich zu diesem Zeitpunkt vor der Halle drängelten und sich manches Handgemenge mit der gefährlich aussehenden Einsatztruppe der Polizei lieferten, bis man sie schließlich doch hinein ließ. Doch da waren The Police schon von der Bühne verschwunden und hatten sich in ihrer Garderobe verrammelt. So kam’s, daß Albrecht Metzger und Alan Bangs reichlich arbeitslos rumstanden, weil The Police kein Interview geben wollten. Doch das schien dem Rockpalastteam egal zu sein, schließlich hat sich Sting noch nie mit Bruce Springsteen getroffen und was sollte es bei einer Band schon Interessantes geben, die keine Kontakte zum großen Meister nachweisen kann.