Rock in der Röhre
Drei Stunden lang wird das ZDF am 1. Dezember Rock Pur übertragen. Wenn die Sendung ankommt, soll Power Vision zur wöchentlichen Serie werden.
Zuerst die guten Nachrichten: mit dem Auftritt der Schweden-Kracher Clawfinger sicherte sich die Mainzer Mutti ZDF einen Hit für den Auftakt ihrer ‚Power Vision‘ Serie. Selten waren die Schweden so gut wie bei diesem Auftritt für das ZDF. Die Fernsehmacher hatten bei ihrem ersten ‚Power Vision‘-Festival jeder Band maximal vier Songs zugestanden, aber keiner wagte es, Clawfinger nach Song fünf von der Bühne zu holen. Im Gegenteil – sogar die gestandenen und oft leicht angegrauten Programm-Macher pogten mit, wenn auch ganz vorsichtig. Clawfingers Auftritt machte klar, daß es passend war, das Fest kurzfristig von Essen auf den alten Ami-Flughafen in Mainz zu verlegen: während der fünf Schweden-Songs war immer mindestens ein halbes Dutzend Stage-Diver in der Flugbahn. Und wenn am 1. Dezember kurz vor 23 Uhr die „Nation-Unter-25“ vor dem Fernsehschirm klebt (so hoffen es jedenfalls die Mainzer Macher), wird jeder Zuschauer sehen können, wie der ehemalige Stockholmer Krankenpfleger Zak Teil die internationale Rock-Konkurrenz an die Zeltwände des Millionenschweren Mediadroms klatschte. Was kein allzu leichtes Unterfangen war: immerhin traten acht Bands beim ‚TeeVauPee-Vau‘-Festival auf, aber nicht einmal die kanadische Import-Röhre Alanis Morissette konnte gegen die geballte Schweden-Power anstinken.
Good News auch auf der Moderatoren-Seite: mit der Wahl von Trini Trimpop und Hilko Meyer, die souverän durch die Sendung führten, bewies das ZDF ein gutes Händchen für frische Talente.
„Die Mühe hat sich gelohnt,“ stöhnte ein leicht entnervter Axel Beyer, seines Zeichens Unterhaltungschef beim ZDF, als sich nach den letzten Tönen von Fury in the Slaughterhouse die Crews glücklich in den Armen lagen. Alles hatte geklappt, eine starke Sendung war im Kasten.
Auftakt zum ‚Power Vision“ Mini-Festival waren die Bates, die ein, zwei Songs brauchten, um die über 1500 Zuschauer in Stimmung zu bringen, aber danach gab es kein Halten mehr. Leider hatten die Iberocker Heroes Del Silencio kurz vor der Veranstaltung abgesagt, aber der Einsatz von Selig, Such A Surge und Trieb machten das locker wett. Finnlands Waltari waren mit Fury die einzigen, denen eine reguläre Zugabe zugestanden wurde. Überhaupt Fury. Kein leichtes Brot, als letzte Band nach Clawfinger die Bühne betreten zu müssen. Aber die Jungs um F.i.t.S.-Sänger Kai Wingenfelder schafften den Abschluß dennoch.
Nun hoffen alle, daß das deutsche Publikum bei der modernen Version der alten „Rocknächte“ auch einschalten wird. Dann kann ‚Power Vision‘ zur regelmäßigen Freitagnacht-Institution werden.
Fast vergessen – die Bad News: die Polizei drohte mitten im Konzert, den Strom abzuschalten, nachdem sich eine Nachbarin über den Lärm aus dem Zelt beschwert hatte.