Zugezogen Maskulin
10 Jahre Abfuck
Four Music/Sony (VÖ: 7.8.)
Das Rap-Duo aus Berlin zweifelt an sich, dem eigenen Erfolg und dem ganzen Geschäft.
Yo, das hat sich dann wohl noch keiner getraut im deutschen Rap. An sich selbst zweifeln, den Sinn des Rappens, ja das Business grundsätzlich hinterfragen, über den Ausstieg aus der ganzen Scheiße nachdenken, und die Grundsatzfrage stellen: „Macht fame wirklich glücklich?“ Sicherlich, punktuell findet sich der Zweifel am eigenen Tun bei vielen Kollegen, aber ein ganzes Album lang?
AmazonZugezogen Maskulin haben es gewagt, pünktlich zu ihrem zehnjährigen Bestehen. Klar, ganz kann das Berliner Duo nicht aus seiner Haut. Wörter wie „Fotzen“ oder „Titten“ fallen trotz aller Kontemplation, und es wird immer noch fleißig gedisst. DJ Ötzi, Sido, Fler oder Staiger kriegen ihr Fett ab, aber eben auch „echte Männer“, „König Alkohol“ und „Der Erfolg“. Aber die Punk-Attitüde, die Testo und grim104 sonst in hasserfüllte Reime verwandelt haben, ist stark zurückgefahren.
Stattdessen werden Selbstmordgedanken, Depressionen, dunkle Kindheitserinnerungen, Sexsucht, Zukunftsangst und sogar der Klimawandel in aufgeweckten, aber durchaus auch tückischen Reimen verarbeitet. Schlussendlich ist es der Sinn des Lebens, dem ZM auf die Spur zu kommen versuchen, aus den Sturm-und-Drang-Pöblern sind Erwachsene geworden, die immer noch sehr gern pöbeln, aber nicht mehr nur von anderen angepisst sind, sondern auch von sich selbst. „Ach du Scheiße, so wollte ich niemals werden“, rappt Testo in „Exit“. Ja Scheiße, man kann es sich nicht immer aussuchen.