Wiki

No Mountains in Manhattan

XL/Beggars

Ein grundsympathischer Schlawiner bricht in den Zeiten von Atlanta- und L.A.-Stars eine Lanze für den New-York-Rap.

Auf dem Cover dieses sehr unterhaltsamen Debütalbums sieht man eine Figur, die auf einer New Yorker Straße steht und eine Flagge hochhält. Das Muster ist das der puerto-ricanischen, die Farben die der irischen Flagge – die beiden Länder, in denen der Rapper Wiki (mit bürgerlichem Namen Patrick Morales) Wurzeln hat.

Im letzten Song der Platte, dem versöhlichen, tiefenentspannten „Leppy Coqui“ singt Wiki: „Made my own flag/I’m a nomad, a mutt“ – ein Nomade, ein Mischling sei er. Dieses Gefühl der Heimatlosigkeit, der geteilten Identität, ist vielleicht der Grund warum Wiki so verliebt in seine Heimatstadt ist. Im souligen „Mayor“ fantasiert er darüber, Bürgermeister New York Citys zu werden, im knochentrockenen „Made for this“ erfüllt er sich einen Kindheitstraum und reicht Wu-Tang-Legende und Lokalmatador Ghostface Killah das Mic.

Anderswo gibt es Referenzen an Chinatown-Absteigen, an die ultimative NYC-Serie „Seinfeld“, und die sogenannten „Nutcracker“ – DIY-Cocktails aus Fruchtsaft und Rum, die an heißen Sommertagen in der Stadt weggehen wie anderswo warme Semmeln. Diese Insider-Anspielung machen die Musik Wikis nicht sperrig, im Gegenteil – sie geben Wikis Storys über Liebe und Suchtprobleme einen Detailreichtum, der zum Hinhören einlädt.

Beat-technisch beschränkt sich Wiki nicht auf Kopfnicker-Futter, sondern deckt eine beeindruckende Palette ab: in „Litt 15“  erklingt ein irres Avantgarde-Jazz-Sample, „Baby Girl“ wurde vom kanadischen Produzenten Kaytranada auf Lo-Fi-Lounge getrimmt, und „Pretty Bull“ ist Neo-Boom-Bap vom Allerfeinsten.

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