Wie man berühmte Menschen trifft von Mark van Husselig

Interviewbücher sind meist fad und belanglos, vgl. letztes Heft. Dieses ist das Gegenteil – spannend, amüsant, aufschlussreich, peinlich und so destilliert, dass auf je zwei Seiten (plus Bild) alles gesagt und z.B. Blixa Bargeld als eitler, langweiliger Angeber, Roberto Blanco als beleidigte, dickköpfige Plaudertasche, Pierre Brice als eingebildeter Muffel, Bazon Brock als selbstverliebter Dampfplauderer, Dolly Buster als „singende Glückwunschkarte“ entlarvt sind. Wo das doch nicht reicht, gibt es ei nen kleinen Epilog über den weiteren Verlauf der Sache (etwa was die moderne Unsitte des „Autorisierens“ angeht). Mark van Huisseling geht entschieden anders vor als (angebliche) Kollegen: Er trifft Popstars, die ihn nicht interessieren, fragt sie nie nach dem, worüber sie reden müssen oder wollen (aktuelles Produkt etc.); er erzählt mit viel Witz und einer gesunden, nie überhebl ichen Verachtung für das Theater, in das er da geraten ist. Dass sich niemand weigerte, mit ihm zu sprechen, obwohl seine Berichte von 2003 bis 2006 als Kolumne in der durchaus weltbekannten „Weltwoche“ erschienen, ist auch ein Indiz: „Agenten, PR-Berater und natürlich die sogenannten Berühmtheiten selbst lesen nicht. Sie lesen erst dann, ivenn der Kunde resp. sie selbst in der Zeitung auftauchen. Und dann… ist es zu spät.“ Wer vor der Lektüre der 52 Gespräche mit Verona Pooth, Sven Regener, Heino, Klaus Wowereit, Udo Jürgens, The Game, Jerry Hall, Jane Birkin, Jan Delay, Sven Väth, Udo Lindenberg usw. (das 53. ist ein Selbstgespräch) ahnte, dass die Welt absurd ist, sieht sich hinterher getäuscht: Sie ist noch viel absurder, und es ist gar nicht die Welt, sondern ein „Zoo der Alphatiere“, ein Affenzirkus namens Showgeschäft (selbst da, wo Michael Sailer es angeblich um Politik oder sonst was geht).

www.markvanhusseling.cb