White Lung

Paradise

Domino/GoodToGo

Die Kanadier wollen den Punk aus dem Punkrock nehmen.

„Nur Punks denken, dass es irgendwie uncool ist, ein besserer Songwriter zu werden“, erzählte White-Lung-Sängerin Mish Barber-Way im Vorlauf zum neuen Album ihrer Band. DEEP FANTASY litt 2014 noch ein wenig unter der abstumpfenden Wirkung, die ein permanent durchgedrücktes Gaspedal und Kreissägen-Gitarren nach einer Weile ausüben, aber auf PARADISE bemüht sich die Band um ein bisschen mehr Variation.

Auf „Below“ (mit 3:38 Minuten der längste Song im gesamten White-Lung-Katalog) erklingen zum ersten Mal in der Bandgeschichte cleane Indie-Gitarren, „Vegar“ endet mit einer Art Ambient-Outro, und die Jangle-poppige, hymnenhafte Vorabsingle „Hungry“ wird der Band mindes­tens genauso viele neue Fans bescheren wie alte vergraulen. Letztere können sich mit den thrashigen, metallischen Riffgewittern von „Dead Weight“, „Narcoleptic“ und „I Beg You“ trösten, und lyrisch können in der aktuellen Rockszene immer noch wenige Mish Barber-Way das Wasser reichen: Sie singt präzise und schneidend über Selbsthass, über fast schon körperlichen Hunger nach Aufmerksamkeit und ergeht sich auch mal genüsslich in White-Trash-Fluchtfantasien. Dabei klingt die Band wie eine Gruppe, die ihr Level gefunden hat.