Wells Tower :: Alles zerstört, alles verbrannt
Wunderbare Kurzgeschichten über komplizierte Familienkonstellationen
In den USA ist die Kurzgeschichte weiterhin eine wichtige literarische Form. Abgedruckt in Zeitschriften wie dem „New Yorker“ ist sie für junge Autoren eine gute Möglichkeit, sich bei einem größeren Publikum vorzustellen. Wells Tower wurde von dem Magazin zu einem der „20 besten Schriftsteller unter 40“ gewählt. Jede Erzählung steht für sich, doch durch Towers Kurzgeschichtenband zieht sich ein gemeinsames Thema: Familienbeziehungen, die aus dem Lot geraten sind. Zwei Brüder, der eine reich durch Immobilien, der andere arm aus Idealismus, versuchen sich in einer Landhütte in Maine zu vertragen. Ein Sohn beobachtet den Verfall seines Vaters, der an einer seltenen Gedächtnisverlustkrankheit leidet – so sehen die Plots der Geschichten aus, die meist im heutigen Amerika mit all seinen Krisen spielen. Die Titelstory dagegen führt uns in eine Wikingerfamilie; in der offene Gewalt herrscht, die Jahrhunderte später gefühligen Emotionen gewichen ist. Nur manchmal kommt ein wenig Hoffnung auf: einmal etwa symbolisiert durch einen leuchtenden Fisch, der im Aquarium eines verfallenen Hauses schwimmt. Doch wenn Towers Geschichten zu ihrem lakonischen Ende finden, konnte das Unglück in der Regel doch nicht aufgehalten werden.
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