Washed Out
Purple Noon
Sub Pop/Cargo (VÖ: 7.8.)
Der Chillwave-Pionier findet zum alten Sound zurück.
Prince besang den „Purple Rain“, grässliche Kitsch-Motive auf Postern zeigen den „Purple Moon“, Ernest Greene inszeniert den PURPLE NOON. Er beleiht dabei den englischen Titel eines 60 Jahre alten Films von René Clément, gedreht auf der Vorlage des Buchs von Patricia Highsmith über den talentierten Mr. Ripley. Greene mag solche Hochstaplergeschichten, er selbst zum Beispiel hatte sich auf dem zweiten Washed-Out-Album zum MISTER MELLOW ernannt, einem Superhelden der Entschleunigung. Und überhaupt, ist das Genre Chillwave, in dem Washed Out als Pioniere gelten, nicht eine von Ernest Greene gezimmerte Schublade?
AmazonPURPLE NOON ist seine vierte Platte, das Debüt WITHIN AND WITHOUT gilt als Klassiker für bettlägerige Träumer. Weil die beiden Alben danach vom Kern wegführten und damit die Marke Washed Out schwächten, kehrt Greene nun nicht nur zum Label Sub Pop, sondern auch Ursprungsklang zurück: PURPLE NOON klingt nach einer Villa am Mittelmeer, nach Drinks zur Mittagsstunde, Nickerchen auf der Veranda, weiteren Drinks vorm Abendessen, das Paradies nach Harald Juhnke also: „Keine Termine und leicht einen sitzen.“
Wer bei solchen Gelegenheiten zu den Compilations der Reihe „Café del Mar“ greift, macht keinen Fehler – merkt aber, dass diese Tracks reine Kulisse sind. Ernest Greene hat mehr zu bieten, „Game Of Chance“ klingt, als habe er den unendlich geschmackvollen Soul von Sade durch tausendundeinen Hallraum gejagt. „Time To Walk Away“ besitzt sogar das Potenzial zu polarisieren: Ist dieser Off-Beat-House ein doofer Witz oder eine geniale Innovation?