Unloved
The Pink Album
Heavenly/PIAS (VÖ: 2.9.)
22 vor Blut und Sex triefende Retro-Pop-Noir-Trips in breitem Cinemascope.
Jarvis Cocker? Jon Spencer? Etienne Daho? Warum besuchen diese Pop-Legenden die kalifornische Band Unloved, die gemessen an den prominenten Gast-Musikern eher Unknown ist? Das Geheimnis: Ein Drittel von Unloved heißt David Holmes. Der irische DJ hat Ende der 90er-Jahre Big Beat mit TripHop verheiratet und es nachfolgend zum gefragten Produzenten britischer Acts wie Primal Scream gebracht. Bandkollege Keefus Ciancia ist versierter Score-Komponist, u.a. arbeitete er für die Psychokiller-Serie „True Detective“.
AmazonTHE PINK ALBUM führt uns nun in einen retrofuturistischen Kosmos: Das Trio hat ordentlich im Soundarchiv der Sixties gekramt, es in einer schmutzigen Klangorgie aus wabernden, gotischen Synthesizern entleert und mittels viel Hall und üppiger Streicher für Breitwand-Sound gesorgt. In „There’s No Way“ schickt man den Sprechgesang der Teendrama- Königinnen Shangri-Las in die Geisterbahn, „Waiting Tor Tomorrow“ hämmert sich durch einen Tamla-Motown-Beat und „Accountable“ mit Jarvis Cocker scheint ein durchs Spukhaus gejagter Brigitte-Bardot-Schlager.
Wurde da drüben eine Leiche in Säure aufgelöst? Hat Sängerin Jade Vincent mit ihren eisig- lasziven Vocals einen Sexsklaven verhext? Oder durchfuhr uns der Geist von Giallo-Regisseur Dario Argento, dessen psychedelische Soundtracks hier herumgeistern? Wir spoilern nicht, wie der 90-minütigeHorrorfilm endet, aber verraten, dass uns im Verlauf dieses Doppelalbums einige Dämonen heimsuchen.
Autor: Michael Prenner