Unknown Mortal Orchestra
IC-01 Hanoi
Jagjaguwar/Cargo
Die Psych-Band aus Portland/Oregon geht in Richtung Jazz, unterstützt von einem vietnamesischen Perkussionisten und Flötisten.
Du springst in diese Platte. Da, wo Ruban Nielson und seine Band beginnen, hören andere auf. Eine Freejazz-Jam-Session, die von Anbeginn an auf Hochtouren fährt, scharfe Funk-Beats, kurzes Sax-Freakout, pardon, das ist wohl doch eher die E-Gitarre, die der Orchesterchef hier bis zum Anschlag kratzt und dann ist auch schon wieder Schluss. Eine Minute und 20 Sekunden Intensivstation. Cut.
Im zweiten der durchnummerierten Hanoi-Tracks begibt sich das Unknown Mortal Orchestra auf vergleichsweise sicheres Terrain, der Beat könnte von einer Aufnahme von Can Mitte der 1970er kopiert worden sein, Blas- und Saiteninstrumente drehen sich wie eine Helix um die Drum-Patterns. In „Hanoi 3“ übernimmt der „Gesang“ der Flöte die melodische Führung, spätestens hier rutscht das Album aus dem Raster dieser Band aus Portland/Oregon, die schon R&B, Punk und Krautrock in ihr Psych-Universum geholt hat.
Einen Sänger hat IC-01 HANOI nicht, der vietnamesische Perkussionist und Flötist Minh Nguyen wird als Part-Time-Bandmitglied aber so etwas wie die Stimme dieses Albums. Die sieben Instrumentaltracks entstanden während der Aufnahmen zur letzten, im April erschienenen Bandplatte SEX & FOOD in den Phu Sa Studios in Hanoi und spielen doch ganz woanders.
Mit IC-01 HANOI hat das Unknown Mortal Orchestra auch einen Sprung in Richtung Jazz unternommen, Nielsons Vater Chris zeichnet Saxofonfiguren von dunkler Schönheit. Die Band tritt aus den Formaten heraus – in einen Bezugsraum, der von spirituellen Tondichtern und Avantgarde-Komponisten bestimmt wird.
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