Trümmer

Interzone

PIAS/Rough Trade

Bitte explodieren Sie: Der Indiepop der Hamburger haut mit der Akkuratesse einer Ballmaschine die großen Gesten raus.

„Hallo, West Germany, sag, wie geht’s uns heute Nacht? Heile Welt, komm, hau ab!“ Diese Zeilen singt Paul Pötsch in „Neoncity“. Und damit umreißt er vieles von dem, was das zweite Album der Gruppe Trümmer ausmacht: den Themen­komplex Nightlife/Hedonis­mus/Rausch, das Wir, also das gemeinsame Private, und dann eben das Politische, das mit dem Privaten in einem ewigen Pingpongspiel gefangen scheint, zumindest hier.

Der Ansatz­punkt des vor gut eineinhalb Jahren erschienenen Debüts war ein ähnlicher. Auf INTER­ZONE werden die Räume aber noch einmal neu ausgemessen, werden neue Böden verlegt, neue Schränke aufgestellt, die Lampen leuchten jetzt indirekt. Das Ergebnis ist ein ganz eigenes Feeling, das Songs begleitet, die ebenso gescheit wie aufmerksam, die durchaus ernsthaft, aber nie hüftsteif sind. Sie verleiben sich 40 Jahre Popgeschichte ein, geraten dabei aber nicht in den Verdacht, irgendetwas oder irgendjemanden zu kopieren.

Man muss bei Trümmer an vieles denken, manchmal immer noch an die Libertines (die Zärtlichkeit im Claim!), manchmal an Ideal (der Schnodder in Pötschs Stimme!), manchmal an Ja, Panik (das Denglisch!), kurz an die Manic Street Preachers und an, äh, Queen („Die Show muss weitergehen“, „Wozu noch Angst“). Man kehrt aus diesen Gedanken aber immer wieder gern zurück in die von Pötsch, weil der die allerschönsten Welten baut und nach wie vor gar keine Angst vor Utopien hat. Er singt vom grenzenlosen Europa, von der grenzenlosen Welt, einmal steigt er sogar ins Raumschiff und fliegt mit seinem +1 einfach davon, um die Road zu crashen, und zeigt damit den richtigen Weg aus jedweder Krise auf.

Bitte jammern Sie nicht, hören Sie besser diese Platte! Auf ihr leuchtet alles, auch die Dunkelheit.