Trio :: … und dann kannst du mich von vorne sehen
Drei Minimalisten mischen den „WDR Rockpalast“ auf (plus Doku!)
Die „Rockpalast“-Zuschauer hatten zwar auch schon Auftritte von Nina Hagen, Wire oder den Buzzcocks gesehen. Aber das, was ihnen da im April 1982 vorgeführt wurde, war für das seit 1975 gut eingerockte Stammpublikum dennoch ein Kulturschock. Als Trio nach ellenlangem Intro endlich auf die Bühne kommen, sind sie ein Witz von einer Band: ein stoischer Clown am Standschlagzeug, ein Wollmützen-Rock’n’Roller an der rudimentären Gitarre und der kurz geschorene Stephan Remmler in T-Shirt, Anzug und Slippers. Minuten später schütteln die ersten Jeansjacken-Kids ihre herausgewachsenen 70s-Frisuren, wie wild entschlossen, ihre Jugend zu verschwenden. Trio spielen das, was sie vom radikal reduzierten Rock’n’Roll übrig gelassen haben, auf den Punkt. Ihr Minimalismus entsteht aus der Erkenntnis, dass das alles, der Glam, der Bombast, der Rock, zuletzt zu viel geworden ist – angeblich ohne Kenntnis von all den anderen Bands aus UK und USA, die ihrerseits Gegenentwürfe spinnen. Die Energie kommt vom Punk, aber diese von Profimusikern entworfene, mit einstudierten Gags und Ansagen arbeitende Konzeptgruppe ist keine Punkband. Ohne ihren Welthit „Da Da Da …“ wäre sie möglicherweise zwischen allen Stühlen gelandet. So aber erscheinen auch 30 Jahre später noch DVDs, die zeigen, dass es hierzulande nur selten derart originären Pop gab und gibt. Trio schufen eine neue Schlagermusik, sie brachen vom Blues über den Chanson bis hin zum Deutschrock alles auf sich herunter, persiflierten und befreiten es. Eine Bühnenfigur wie Remmler, cool und zwingend wie Celentano, gibt es zudem nur alle zehn Jahre. Die eher mäßige Bildqualität spielt deshalb auch keine Rolle: Das Konzert ist allemal scharf genug. Außerdem bekommt man ja auch noch eine zweite DVD dazu mit der Doku „Da Da Da – Die Geschichte eines Hits“, die tatsächlich die komplette Trio-Geschichte erzählt.
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