Trentemøller

Fixion

In My Room/Rough Trade

Unheilvolle Wave-Electronica. Weniger Gäste, dafür eine sehr bekannte.

In der Vergangenheit stockte Anders Trentemøller die Gästeliste für die Gesangsparts seiner Platten so lange auf, bis auch der letzte Indie- und Electronica-Fan einen seiner Lieblinge darunter fand. Dieses Mal machte es sich der Däne einfacher: Er fragte Jehnny Beth von Savages, auf die sich alle einigen können. Der kleinste gemeinsame Nenner ist die Französin jedoch nicht. Wenn die Chefin von Savages irgendwo mitmacht, dann kompromisslos. Daher brauchte Trentemøller die richtigen Tracks für ihren Auftritt und schrieb die Single „River In Me“ – mit The-Cure-Basslauf und Geläut wie aus der Industrial-Phase von Depeche Mode. Später singt Jehnny Beth noch das Stück „Complicated“, der in einer Welt voller Seven-Inches die perfekte B-Seite für „River In Me“ wäre.

Die anderen Tracks sind entweder instrumental oder werden von den guten, aber weniger bekannten Sängerinnen aus Trentemøllers Live-Ensemble gesungen. Der Künstler verzichtet dabei größtenteils auf den Electronica-Wohlklang und erzählt lieber wortlose Schauermärchen. Zum Beispiel das von „Phoenicia“, dem heutigen Syrien. Der Künstler vertont hier die Ausweglosigkeit dieser alten Kulturnation, das Stück dröhnt und schlingert, am Ende groovt es sich auf einem unheilvollen Beat ein – das ist meisterhaft, zumal komplett frei von 80er-Gesten.

„November“ und „Where The Shadows Fall“ klingen dagegen wie verloren gegangene Stücke aus dem Katalog des 4AD-Labels: die Cocteau Twins in Teppich eingehüllt. Auch an ätherisch-düstere 80s-Gruppen wie Miranda Sex Garden oder Collection d’Arnell-Andréa muss man denken. Mit dem hibbeligen „Circuits“ versucht Trentemøller dann noch auf die Schnelle, Anschluss an den Electronica-Zerstörer Oneohtrix Point Never zu finden, was nicht gelingt, weil zwischen gutem Handwerk und echtem Genie Welten liegen.