Tim Kasher
No Resolution
Grand Hotel van Cleef/Indigo
Die Kammermusik-Indie-Songs, die der Cursive-Mastermind als Soundtrack zu seinem ersten Film geschrieben hat, sind die besten seit Jahren.
Tim Kasher ist ein ruheloser Mann, das lässt sich an seiner Diskografie ablesen. Er veröffentlicht mit Cursive und The Good Life, dazu erscheinen immer wieder Soloalben. 2017 kommt Kasher auch in die Kinos, sein erster Film ist fertig. Das Werk heißt NO RESOLUTION und handelt von einem jungen verlobten Paar, das auf dem Weg zur Hochzeit alles richtig machen will und doch grandios scheitert.
Der Soundtrack zum Film ist das Beste, was Tim Kasher seit vielen Jahren veröffentlicht hat. Als er mit Cursive und The Good Life im erweiterten Emo-Umfeld begann, begeisterte insbesondere die Euphorie dieser Musik. Je älter Kasher wurde, desto introvertierter klangen seine Songs. Es gab Platten, die sehr darunter litten.
Auf NO RESOLUTION traut er sich nun einen neuen Sound zu, Kasher klingt nun kammermusikalisch, häufig sind Streicher zu hören, das Schlagzeug ist subtil. Wie gut das gelingen kann, zeigt „Break Me Open“. Kasher schlüpft in die Rolle des Mannes, der seiner Partnerin verspricht, bei Bedarf alles sein zu wollen: Liebhaber, Kumpel, Vaterfigur. Er scheitert natürlich, und wie Kasher diese Windmühlen im Kopf beschreibt, ist sensationell.
„No Secret“ bietet den Furor von Cursive, ohne in Hektik zu verfallen. „An Answer For Everything“ erinnert an den Glauben des frisch verliebten Paares, eine neue Beziehung lasse die Partner zu Superhelden werden. „Here we are now, broken down“, stellt das Paar am Ende fest. Nicht verbittert. Aber todtraurig. In seinen besten Momenten gelingt es Ben Folds, solche Songs zu schreiben. Tim Kasher hebt sich mit NO RESOLUTION überraschend auf dieses Niveau.