Tim Burgess & Peter Gordon
Same Language, Different World
O Genesis/Rough Trade
Außerordentlicher Kunst-Pop auf den Spuren von Arthur Russell.
Paarungen, auf die man nicht sofort kommt: Tim Burgess, Sänger der Charlatans, und Peter Gordon, Avantgarde-Komponist und früher Mitglied der Clique um Arthur Russell. Der kunstvoll blondierte Burgess ist jedoch alles andere als der typische Britpopverwalter. Sein Label O Genesis ist Heimat für außergewöhnliche Klänge, 2015 war Burgess zudem Teil einer Gruppe, die Kompositionen von Arthur Russell auf die Bühne brachte. Der Brite war schon vorher großer Fan des 1992 an den Folgen von AIDS verstorbenen Genies. Durch die Performances intensivierte Burgess nun seinen Draht zur New Yorker Avantgarde-Szene aus den 70ern, die sich damals in den Räumen des Kreativzentrums „The Kitchen“ traf und – unter der Führung von Russell – am Entwurf einer Popmusik der Zukunft arbeitete.
Diesen Faden nehmen Burgess und Gordon nun auf. Wie zeitlos dabei die Musik von Peter Gordon ist, zeigt sein immenser Einfluss auf LCD Soundsystem und andere DFA-Acts. Bei „Around“ ergibt sich aus sperrigen Strukturen allmählich ein Fluss, bis schließlich Dance-Musik ohne Beats entsteht, ein pulsierender Sound, durchzogen von Computerklängen und freigeistigen Bläsern, eingespielt vom alten Freund Peter Zumo. „Begin“ ist der poppigste Song der Sammlung und klingt wie eine perfekte Mischung aus den Charlatans und Arthur Russell.
„Temperature High“ vermischt Avantgarde-Pop mit dem Rave von Madchester, mit „Oh Men“ kehrt das Album nach einigen Experimenten schließlich zum Pop zurück, den erstaunlichen Bass spielt Ernie Brooks, auch er ein „Kitchen“-Kollege und Gründungsbassist der Modern Lovers. SAME LANGUAGE, DIFFERENT WORLDS ist eine fantastische Erzählung über die Möglichkeiten des US-Undergrounds, initiiert von einem blondierten Typen aus Manchester. So würde Arthur Russell heute klingen.