Thurston Moore
By The Fire
Daydream Library Series/Cargo (VÖ: 25.9.)
Indie-Rock für die bekiffte Pandemiegesellschaft.
BY THE FIRE beginnt genau mit den Gitarren, die DAYDREAM NATION zum ewigen Meisterwerk gemacht haben. Eine hält stoisch einen Ton, die andere setzt Akkorde darüber, die windschief und erhaben zugleich klingen: majestätische Dissonanz, leicht orientalisch, noch gesteigert vom einsetzenden Motorrhythmus.
AmazonTausende Indie-Rocker versuchen sich in Kellern an solchen Konstruktionen, die meisten scheitern, bei Thurston Moore funktioniert’s. „Hashish“ heißt das Stück: Moore erschien die Weltgesellschaft zur Zeit des ersten Lockdowns wie bekifft zu sein: mal lethargisch, mal auf Laberflash, stets auf Liebe aus. Das Album sei daher eine Friedensparty, sagt er: Am Feuer findet man zusammen, erzählt sich Geschichten, musiziert sich in einen Rausch. Man hätte sich einige Songs noch wilder vorstellen können, das Lied „Cantaloupe“ etwa traut sich den harten Rock nicht zu, den es stimuliert.
Die Platte funktioniert am besten, wenn Moore und seine Band (Deb Googe von My Bloody Valentine am Bass, Ex-Sonic Youth-Bandmate Steve Shelley am Schlagzeug) die Formate sprengen: „Breath“, „Siren“, „Locomotives“ und „Venus“ lauten die Titel von Stücken zwischen zehn und 16 Minuten Länge, in denen nichts und alles passiert, in denen sich Gitarrenakkorde und Rhythmen heimlich verschieben, bis man vor Lärmwänden steht, wie kein Zweiter sie errichten kann.