The Lounge Society
Tired Of Liberty
PIAS/Speedy Wunderground/Rough Trade (VÖ: 26.8.)
Ein Postpunk-Debüt, auf dem auch die 80er-Jahre noch einmal neu erkundet werden.
Überraschenderweise hatte es in den 1980er-Jahren noch keine Lounge Society gegeben; die semiotisch aufgeladene Wortkombi, die etwa ein Funk-Jazz-Pop-Projekt links vom Culture Club oder ein paar Gitarren von den Lounge Lizards entfernt so gut hätte beschreiben können, wollte niemand erfunden haben. Jetzt ist es aber eh zu spät: Mit dem Debütalbum TIRED OF LIBERTY ist der Name Lounge Society gesetzt, er steht für einen spielerischen, hochintensiven Umgang mit pophistorisch beglaubigten Stilen (und den dazugehörigen Haltungen). Für den emotionalen Donner, den erste postadoleszente Songs so sehr gebrauchen können. Und vor allem für eine hin und her wogende Erzählung der Furchtlosigkeit, in der alles im Fluss ist.
Amazon
Vier Jungs aus den Nowherelands Nordenglands, die sich über Dan Careys viel gepriesenes Londoner Label Speedy Wunderground (Squid, Black Country, New Road, Kae Tempest) und eine erste EP 2021 aufmachten, Angewidertsein und hemmungslose Umarmung dort zu bespielen, wo die Luft zum Schreien dünn ist – in den Zwischenräumen von Postpunk, Funk und Elektronik. Am Kopfende des Albums bellt der schon vorab veröffentlichte Track „Generation Game“, eine Rock’n’Roll-Ansage mit spitzen Zähnen und einem Mittelteil, in dem die Musik wegzulaufen droht. In diesen knapp sechs Minuten ist fast alles enthalten, was TIRED OF LIBERTY zu einem großen Debüt macht, fehlt noch die No-Wave-Funkiness („Beneath The Screen“) und ein Satz einnehmender, manchmal jubelnder Post-Punk-Chorgesänge („Last Breath“). Hoch lebe die jüngste Neuerkundung der 1980er!