The Flaming Lips
American Head
Pias Coop/Bella Union/Rough Trade (VÖ: 11.9.)
Beach-Boys-Harmonien, Streicherpop, kosmischer Folkrock: Die Flaming Lips fantasieren von daheim – und entdecken sich als amerikanische Band.
Der Tod von Tom Petty hat ihn auf die Idee zu AMERICAN HEAD gebracht, sagt Wayne Coyne. In einer Doku über den Songwriter erfuhr er, dass der Anfang der 70er-Jahre auf dem Weg nach L. A. in Oklahoma Halt machte. Der Heimat der Flaming Lips (die es da freilich noch nicht gab). Was, wenn Petty damals bei seinem älteren Bruder und dessen Biker-Freunden Stoff gekauft hätte, fragte sich Coyne. Und wenn er dann zugedröhnt Songs über sie geschrieben hätte?
AmazonAus dieser Fantasie heraus ist das neue Album entstanden. Keine Einhörner diesmal, keine pinkfarbenen Roboter. „John’s still a greaser and Tommy’s gone off to war, James got busted and doesn’t give a fuck anymore“: Wenn Coyne das singt, klingt das nach lakonischer Kleinstadt-Geschichte. Hier werden Drogen probiert („Mother I’ve Taken LSD“) und Drogen verkauft („You n Me Sellin’ Weed“), Freunde fahren sich auf ihren Motorrädern tot oder man geht high ins Kino. Die Musik klingt nach den Byrds, nach Streichern, Nostalgie und Beach-Boys Harmonien, nach John Lennons Soloballaden und dem kosmischen Neofolkrock von Israel Nash. Die Refrains: eingängig wie ewig nicht, und ziemlich großartig.
Manchmal fiept oder vibriert es dunkel elektronisch, aber dann sind da auch wieder Glöckchen und Steelgitarre. Und Country-Sängerin Kacey Musgraves singt mit. Es geht hier, ganz unironisch, um Kleinstadt-Ganoven, Teenage-Angst, verlorene Unschuld, große Hoffnungen und Tragödien. Und einmal auch um Dinosaurier, die auf Bergen tanzen, das schon. AMERICAN HEAD ist die Coming-of-Age-Platte der Flaming Lips, die Americana-Version der Flaming Lips … Moment, bitte was? Eine abgefuckte Hippie-Version von Springsteen? Alles klar, Herr Coyne, geben wir so weiter.