The Chills
Snow Bound
Fire Records/Cargo
Die neuseeländischen Gitarren-Pop-Heroen gehen auf die 40 zu, ihre erfrischenden Songs klingen weiterhin zeitlos jung.
The Chills und Kontinuität. Das sind Wörter, die sich lange nicht gut vertragen haben in einem vollständigen Satz. Das Booklet der empfehlenswerten Best-of HEAVENLY POP HITS aus dem Jahr 1994 listet 14 Phasen, die die integrale Indie-Pop-Band Neuseelands allein zwischen 1980 bis 1992 durchlaufen hat.
AmazonEs folgten Auflösung, Reformierung, absurd lange Pausen – den Rekord halten die 19 Jahre zwischen den Platten Sunburnt von 1996 und SILVER BULLETS von 2015 – und nebenbei wandelte Songwriter, sowie einzig verbliebenes Gründungsmitglied Martin Phillipps zwischen Leben und Tod. Alkoholmissbrauch, Drogen und Hepatitis C hießen seine Dämonen, aber der Mann sagte vor einiger Zeit, dass „… die dunklen Jahre vorbei sind, vorbei …“ Als Beweis legt das Quintett aus Dunedin SNOW BOUND vor, denn tatsächlich zeugen die zehn, auf ereignisreiche 33 Minuten verteilten Songs von einer großen Pop-Kraft, die immer noch in Phillipps und seiner seit Jahren wieder stabilen Band stecken. Vor allem weiß der charismatische Sänger und Gitarrist, dass man das beste Album ruinieren und schnell verblassen lassen kann, wenn die Texte von tagespolitischer Aufgeregtheit handeln. Diese Klippe umschiffen The Chills, Kinder des immer noch kräftig durchschimmernden Postpunk, galant in den Texten, die einen nachdenklichen Blick auf die Welt werfen. Schleppende Balladen finden sich trotzdem nicht auf SNOW BOUND, das über mehr Drive als der Vorgänger SILVER BULLETS verfügt.
Die Platte teilt sich auf in flotte Popsongs (wie das irre gute „Complex“) und Rock-Nummern („Snow Bound“), die von großen Melodien mit einem bittersüßen Unterton getragen werden. Und natürlich den psychedelischen Vintage-Orgel-Sounds, die alles zusammenklammern. Man kann sich an diesen Liedern kaum satthören.