Tanz den Norman Bates! :: Talking Heads Chronology

Fein kompilierte Raritätensammlung aus diversen Konzertmitschnitten

Mit „Stop Making Sense“ legten die Talking Heads den ultimativen Konzertfilm bereits 1984 auf – „Chronology“ zieht da mit einem Flickwerk aus 17 Songs der Jahre 1975 bis 1983 sowie einem weiteren Mitschnitt von 2002 den Kürzeren. Doch das zum Teil rare Material aus obskuren Quellen zieht einen dennoch in den Bann: Etwa der Mikrofontest David Byrnes in New Yorks winzigem Kitchen Club von 1976 oder die Reunion im Jahre 2002 zur Einführung in die Rock And Roll Hall Of Fame mit „Life During Wartime“. Wie schüchtern die Talking Heads noch vor der Punk- und New-Wave-Explosion rüberkamen, unterstreichen Mitschnitte in Schwarz-Weiß von u.a. „With Our Love“ und „Psycho Killer“ aus dem CBGB’s, aufgezeichnet 1975. Byrne gibt da als linkischer Frontmann den Norman Bates. Klassisches Heads-Material, doch damals hielt sich die Begeisterung im Publikum noch in Grenzen. Schließlich befand sich die Musikwelt gerade im Umbruch, und nur die wenigsten wussten so recht, was sie mit Byrnes Combo anfangen sollten. Immerhin: Bob Harris, überkritischer Moderator der TV-Musikshow „Old Grey Whistle Test“, bekundet 1978 zu „Don’t Worry About The Government“ verhaltenen Enthusiasmus. Aus dem gleichen Jahr stammt ein Super-8-Clip zu „Found A Job“, gefilmt von Fans in der Bandgarderobe. Als der Erfolg zunahm, ließen die Talking Heads zeitweise den Svengali Brian Eno hinter den Kulissen wirken, zudem enterten immer mehr Gastmusiker die Bühne. Bei „Cities“, „Burning Down The House“ und „Crosseyed And Painless“ versuchten sie sich sogar an exotischer Polyrhythmik. In der Bonus-Sektion gibt’s Audiokommentare der Band, das 35-Minuten-Feature „South Bank Show“ und ein Byrne-Interview von 1978. In der Erstauflage kommt „Chronology“ mit 48-seitigem Booklet inklusive seltener Fotos. Mike Köhler