Sylvan Esso
Free Love
Caroline/Universal (VÖ: 25.9.)
Duo-Electronica aus der sensiblen Just-Married-Phase.
Ende 2013 arbeitete Nick Sanborn noch als ordentlich beschäftigter Gastmusiker der US-Americana-Szene, ein Jahr später war er Popstar.
Den Grundstein dafür legte Lebensgefährtin Amelia Meath mit ihrer Idee, aus der Partnerschaft heraus ein Duo zu gründen: Sie singt, er macht den Instrumentenkram, gespielt wird Musik, die zwar Pop ist, fürs Radio aber zu schräg sein würde. Der Erfolg kam schließlich, weil die Songs von Sylvan Esso so wunderbar pluckerten und hopsten, dass die Radiostationen sie eben doch spielten. Die ersten beiden Alben knackten die Top-40 der US-Billboard-Charts, eine Grammy-Nominierung besiegelte den Triumph des Konzepts.
Mit ihrem dritten Werk haben Sylvan Esso also etwas zu verteidigen, beruflich, aber auch privat: Dies ist die erste Platte nach der Hochzeit, da liest sich der Titel FREE LOVE wie das gegenseitige Versprechen, sich die Freiheit der Liebe nicht vom Trauschein kaputt machen zu lassen. Musikalisch gehen Sylvan Esso aber nicht auf Nummer sicher, wer das Duo vor allem für die rhythmische Körperlichkeit der Musik liebte, wird Abstriche machen müssen: FREE LOVE klingt digitaler.
„Free“ ist eine Bar-Ballade mit binärem Code, „Frequency“ ein Avantgarde-Twist, beide Stücke kommen fast ohne Beats aus und sind die zentralen Songs der zweiten Albumhälfte, die eher nach dem Netflix-Drama „Marriage Story“ als nach Honeymoon klingt. Die Hits gibt’s im ersten Drittel: „Ferris Wheel“ bringt Neo-R’n’B viel Leichtigkeit bei, „Ring“ handelt von dem Schmuckstück, das Meath und Sanborn nun an den Finger tragen: „It’s safety and dangerous.“