Steve Gunn
The Unseen In Between
Matador/Beggars/Indigo (VÖ: 18.1.)
Ein ziemlich klassisches Singer/Songwriteralbum, das sich von Orts- und Zeitmarken freigemacht hat.
Wenn „Paranoid“, der letzte Song auf dem neuen Album von Steve Gunn, sich aus ein paar mollenen Piano-Akkorden zu schälen beginnt, hört sich das eher wie eine Coverversion aus dem Frühwerk von Stuart Staples als ein Remake des gleichnamigen Hardrock-Klassikers von Black Sabbath an.
Der Amerikaner, der sich als Gitarrist von Twang-Gotts Gnaden (zeitweise Mitglied der Backing-Truppe von Kurt Vile), als feiner Songwriter mit einem Gespür fürs Drama und als ziemlich guter Geschichtenerzähler über die Jahre einen Namen gemacht hat, spielt auf THE UNSEEN BETWEEN seine Stärken in alle Himmelsrichtungen aus. Die Platte ist insbesondere auch das Dokument einer intensiven emotionalen Beziehung, die Gunn zu seinem krebskranken Vater in dessen letzten Lebensmonaten aufgebaut hatte.
AmazonIm Song „Stonehurst Cowboy“ zieht Gunn einen Erinnerungsfilm vor uns auf, nur von akustischer Gitarre und einem sparsamen Bass (Tony Garnier) begleitet. Anderenorts bekommen diese seine Gitarren mehr Raum und die Unterstützung von so etwas wie einer Band. Der Sänger und Songwriter scheint durch seine Imagination zu schweben, auf Psychedelic-Rock-Schwingen, diese Lieder lassen sich keinem Ort, keiner Zeit mehr zuordnen, sie haben sich von der Idee frei gemacht, mehr ausdrücken zu wollen als das, was in diesem Moment erklingt. Puh, wie schön!