Soccer Mommy
Sometimes, Forever
Concord/Universal (VÖ: 24.6.)
Noch mehr Gebürste gegen den Strich hätte der allseits geschätzten Post-Grunge-Singer/Songwriterin noch besser getan.
Hin und wieder wünscht man sich, dass der Einfluss von Producer Daniel Lopatin alias Oneohtrix Point Never deutlicher spürbar wäre: Knisternde Elektronik und immer wieder die Geschwindigkeit ändernde, wuchtige Beats tun Sophia Allisons schonungslos offenen Lyrics nämlich sehr gut, nachzuhören beispielsweise im unheimlich hallenden „Unholy Affliction“.
AmazonFür ihr drittes Album als Soccer Mommy holte die amerikanische Singer/Songwriterin Lopatin ins Boot, um ihre einst im sprichwörtlichen Schlafzimmer entstandenen Lo-Fi-Kompositionen kreativ gegen den Strich zu bürsten. Bis auf wenige Ausnahmen bleibt SOMETIMES, FOREVER allerdings – auch atmosphärisch – überwiegend softem Post-Grunge treu, der sich in „Darkness Forever“ überraschend eruptiv und ungezügelt geriert. „Don’t Ask Me“ dagegen klingt wie eine Mischung aus The Cure und den Breeders, toll also, aber nicht wirklich avantgardistisch. Eher wie ein euphorisiertes 90ies-Collegerock-Revival.
Dementsprechend sind die Texte diesmal weniger selbstanklagend ausgefallen, als hätte Soccer Mommys letztes, ihrer toten Mutter gewidmetes Album COLOR THEORY kathartische Wirkung gezeigt und den Weg für Themen wie Liebe und Verlangen freigemacht. Doch unbelastet sind auch diese Bereiche bei Allison nicht, wie die hymnisch-hinreißende Single „Shotgun“ zeigt, in der sich die Musikerin als Kugel im Lauf bezeichnet, die bei Bedarf zur Stelle sein wird.