Slime
Wem gehört die Angst
Arising Empire/Warner (VÖ: 13.3.)
Deutschpunk ist längst staatstragende Folklore geworden – doch so ganz wollen sich Slime damit noch nicht abfinden.
Slime standen nun wirklich nie unter Verdacht, eine besonders subtile Band zu sein. Kein Wunder, wenn man bekannt ist für Slogans wie „Weg mit dem Scheißsystem“ oder natürlich „Deutschland muss sterben“. Doch will man nicht nur mit der Retrobrille auf die Deutschpunk-Institution blicken, muss man zugestehen, dass die Texte sich heute mehr denn je bemühen, keine stumpfe Phrasenmaschine für identitätsdürstende Punk-Kader mit Schwips zu sein.
AmazonSicherlich mag es nicht gerade originell anmuten, wenn im neuesten Video gegen Björn Höcke kurz ein Bild von Adolf Hitler geschnitten wird. Doch WEM GEHÖRT DIE ANGST vertont trotzdem nicht einfach bauchlinke Empörung aus den Kommentarspalten. Slime suchen metaphorische Ebenen und versuchen diese mit der ihnen eigenen Direktheit aufzuladen. Wem dieses durchaus ambitionierte Prinzip schon zu clever sein sollte, der sieht sich jederzeit wieder geerdet durch den alkoholfreundlichen Bollersound, der klingt, als wäre er exklusiv für die Rockerkneipe um die Ecke abgemischt.
Slime 2020 wollen gleichsam nicht zu doof und nicht zu schlau rüberkommen, sie sind eine dröhnende Jukebox nostalgischer Punk-Gewissheiten, verbunden mit respektablen Texten, die auch noch Aussagen übers Heute zu treffen vermögen. Mit WEM GEHÖRT DIE ANGST werden Slime so endgültig zur „Lindenstraße“ des Punks. Sozialkritisch und routiniert renitent – eben ein bundesdeutscher Klassiker mit Dirk „Dicken“ Jora als Mutter Beimer aller Hausbesetzer und solcher, die es zumindest mal werden wollten.