She & Him
Melt Away: A Tribute To Brian Wilson
Fantasy/Concord/Universal (VÖ: 22.7.)
Zooey Deschanel und M. Ward verbeugen sich vor der Surf-Pop-Legende – und verpassen eine Chance.
Es dauert, bis She & Him den Respekt ablegen, aber dann kommt die Version von „Heads You Win, Tails I Lose“, die sich ganz auf den Refrain des Beach-Boys-Songs konzentriert und den in eine seltsam spacige, unwirkliche Atmosphäre verfrachtet. Ansonsten aber ist MELT AWAY: A TRIBUTE TO BRIAN WILSON eben genau das: ein Tribut, eine Ehrerbietung an eine der größten, eine überlebensgroße Figur der Popgeschichte.
AmazonDazu haben Zooey Deschanel und M. Ward ihre ellenlange Liste mit Lieblingssongs von Brian Wilson auf verträgliche 14 Stücke gekürzt – von einem Klassiker wie „Wouldn’t It Be Nice“ bis zu bislang eher übersehenen Solo- Nummern wie „Melt Away“. Aber ob Welthit oder Rarität: She & Him interpretieren nahezu alle Songs ähnlich warm und ohne großes Tamtam, machen sich auf die Suche nach dem Kern der Kompositionen, legen die bei Wilson bisweilen versteckt liegenden Nebenmelodien frei, aber fügen den Stücken – abgesehen vom Duett-Charakter – wenig Neues hinzu.
Wenn die beiden zusammen „Kiss me, Baby, love to hold you tight“ singen, dann schlägt das an Schmalzigkeit sogar noch das Original. Denn dieser Tribut ist eben vor allem eine Verbeugung, keine wirkliche, differenzierte Auseinandersetzung mit Wilsons Werk. Man hätte ja auch versuchen können, die Verzweiflung, die Widersprüche, die Einsamkeit und die Paranoia freizulegen, die Wilson in seinen vor Harmonien und Harmonie platzenden Arrangements in feiner Melancholie versteckt hat – so wie sie es andeuten in ihrer Version von „Heads You Win, Tails I Lose“. So aber ist MELT AWAY zwar toll anzuhören und auch keine Enttäuschung, aber doch eine verpasste Chance.