Santigold

99¢

Atlantic/Warner VÖ: 22. Januar 2016

Billig? Von wegen. Die Sängerin flirtet mit gelungenen Ausgehversuchen im umfangreichen R‘n‘B-New-Wave-Reggae-Welt-Spielfeld.

Santi White gehört, wenn man genau hinhört, zu den großen Künstlerinnen der Gegenwart, aber man muss schon zugeben, dass ihr Aufstieg nach seinem plötzlichen Beginn vor acht Jahren schnell an Grenzen stieß. Das zweite Album MASTER OF MY MAKE-BELIEVE fiel gegenüber SANTOGOLD deutlich ab. Wo waren sie, die New-Wave-Verwegenheit in „L.E.S. Artistes“, die Aufgekratztheit von Martha & The Muffins, die Dancehall-Beats und die perfekt integrierten Rock-Anklänge?

Dieses Mal, auf ihrem dritten Album, hört man ihr an, dass sie es nicht übertreiben wollte. Über den neuen Songs schwebt eine grundsätzliche Ausgeruhtheit, unter der Whites Qualitäten nicht leiden. In „Can’t Get Enough Of Myself“ pulsiert die Ausgelassenheit des Afro-Pop der frühen Achtzigerjahre, man kann sich das zwischen Bow Wow Wow und Cyndi Lauper angesiedelt vorstellen. Bei „Banshee“ geht sie so weit, dass sie sich zwar als Todesfee bezeichnet, aber der Beat vom schwarzen Kontinent bleibt trotzdem freundlich und mitsingbar. Für „Walking In A Circle“ hat sie sich eine Vocoder-Stimme, Synthesizer-Sound und den Vibe futuristischer R’n’B-Entwickler ausgesucht.

Große Freude wird den Freunden ihrer frühen Taten vor allem die zweite Hälfte der Platte bereiten: „Rendezvous Girl“ enthält einen wuschig machenden New-Wave-Beat, der nicht aus den Studios der üblichen amerikanischen Hit-Schreiber stammt. Wegen grimmiger Gestik der frühen 80er geht auch „Outside The War“ voll unter die Haut.

Gerade an diesen Stellen entfacht diese Frau das alte Feuer wieder, ihre Ausstrahlung kommt voll zum Ausbruch. Sind wir doch einfach ehrlich: Mit 99¢ holt sich die über Santogold zur Santigold gereifte Santi White locker den Mojo zurück, mit dem man das Popspiel bereichert. Say a-ja.