Rufus Wainwright

DREAM REQUIEM

Warner Classics (VÖ: 17.1.)

Alles richtig und trotzdem doof: Der US-Musiker fällt als Klassik-Komponist auf die Nase.

Als Rufus Wainwright, inspiriert von Berlin und jugendlicher Abenteuerlust, ab 1998 kurz hintereinander fantastische Alben herausbrachte, waren viele, ich auch, begeistert von der Virtuosität, mit der er sei­ne kinky Texte vortrug. Musikalisch seit frühester Kindheit durch Mu­sikereltern geschult und geprägt, kombinierte er Leichtfüßigkeit mit stimmlichem Übermut. Das Gan­ze hatte ironischen Wumms.

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Spä­ter arbeitete er oft thematisch und da ging es auch schon los mit der Angeberei. Ständig wurden Names gedroppt, Promis zur Mitarbeit he­rangezogen und Theatralik als Ab­grenzungsmittel zum Mainstream missverstanden. Etwas sehr gut zu können (in seinem Fall singen, Klavier spielen, komponieren, No­ten lesen), bedeutet eben nicht in jedem Fall, dass etwas Großarti­ges dabei herauskommt.

Diese Musik ist nicht modern, weil sie weder neu noch irritierend ist

Dafür ist Wainwrights neueste Veröffentli­chung DREAM REQUIEM ein gu­tes Beispiel. Er will neuerdings un­bedingt auch als herausragender klassischer Komponist wahrge­nommen werden, weshalb er ein Requiem mit allem Zip und Zap schrieb, angeregt durch Klima­krise und Corona-Pandemie. Ein Sinfonieorchester, eine Star-Sop­ranistin (Anna Prohaska) und so­gar Meryl Streep, die Zwischentex­te des Dichters Lord Byron spricht – es ist alles angerichtet.

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Was wir hören, ist ein Live-Mitschnitt dieses Werkes, das – Pardon, hier spre­chen 25 Jahre Kirchenchor aus mir – zusammengeklaut ist aus Wer­ken von Fauré, Saint-Saëns, Orf und Prokofev. Und Mozart natür­lich. Das Ergebnis ist eine einzige Matschepatsche aus Klang und Zitat, dem der Chor hinterherjapst, weil einfach zu viel in zu kurzer Zeit passiert. Ich bin mir sicher, dass das etwas für ambitionierte Jugendor­chester aus dem Taunus oder dem Harz ist, wegen modern und so, aber das ist ein Missverständnis. Diese Musik ist nicht modern, weil sie weder neu noch irritierend ist.

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