Protomartyr
The Agent Intellect
Hardly Art/Cargo VÖ 9. Oktober 2015
Das Beste aus Detroit: Glorioser Indie- Rock mit Hang zum Postpunk.
Postpunk ist im besten Fall kein Stil, sondern eine Haltung. Joe Casey, Sänger der Band Protomartyr, hat diese verinnerlicht. Er mag Pere Ubu, die schwitzenden Nihilisten, die es anders als Gang Of Four oder Wire nie in die Listen der Vorbilderbands geschafft haben, dafür aber bis heute keine schlechten Platten veröffentlichen. Und sein Lebensmotto teilt Casey mit Mark E. Smith: Ob er sich nicht zu alt für den Rock’n’Roll-Zirkus halte, wurde Casey vor Kurzem gefragt. Nein, sagte er, schließlich habe er weder Kinder noch eine Zukunft – was solle er also anderes tun? Darauf ein Pint mit Mark E. Smith, der sehr ähnlich denkt.
Protomartyr kommen aus Detroit, eine kaputte Stadt, die jetzt von Urban Gardeneres wiederbelebt werden soll, was – bei aller Liebe – schwierig wird. Mit ihrem zweiten Album UNDER COLOR OF OFFICIAL RIGHT erspielte sich die Band eine überregionale Bekanntheit, und weil sonst nichts anstand, folgt die nächste Platte nun sehr schnell. Sie ist noch besser, noch packender. Stücke wie „I Forgive You“ sind die amerikanische Variante von The Fall oder den Sleaford Mods, Casey schimpft, nicht so gallig, dafür cooler – und einen gesungenen Refrain gibt es obendrauf. „Pontiac 87“ klingt, als hätten die Wipers ein Auslandssemester bei den Chameleons in Manchester verbracht, „Why Does It Shake?“ nimmt den No-Wave-Einfluss der frühen Sonic Youth auf – wie wunderbar die Schlagzeugtoms in den Boxen hängen bleiben, wie fantastisch die Gitarren im Finale lärmen. Muss gehört werden!