Preoccupations

Preoccupations

Jagjaguwar/Cargo

Die derzeit beste Postpunk-Band Nord­amerikas: Auf das Namensdesaster von Viet Cong folgt ein meis­terliches Album unter neuem Namen.

Den Jungs von Preoccupations ist klar, was jetzt auf dem Spiel steht. Als Viet Cong veröffentlichten sie mit VIET CONG vor gut einem Jahr das faszinierendste Album aus der ungebremst florierenden Postpunk-Szene Nordamerikas. Der Bandname jedoch bedeutete Ärger, sodass die Kanadier aus einer langen Liste mit unverdächtigen Namen schließlich Preoccupations auswählten. Das Album heißt nun wieder so wie die Band. Die neue Marke muss sich etablieren, denn die Gefahr ist da, dass sich eine hoffnungsvolle Karriere im Namenwirrwarr einfach so auflöst. Aber: Das wird nicht passieren. Dafür ist das Album viel zu gut.

Nach Protomartyr aus Detroit sind Preoccupations die zweite Band, der man das Leid ihrer Songs von Anfang bis Ende ohne Wenn und Aber abnimmt. Diese Songs sind keine Posen, sondern vertontes Unheil. Vor den Aufnahmen gingen gleich mehrere langjährige Beziehungen kaputt, und weil die Musiker vor der langen Tour mit Viet Cong ihre Wohnungen gekündigt hatten, lebten sie im Studio. Hier vermengte sich die künstlerische Vision mit dem wirklichen Leben – und dieser Existenzialismus auf PREOCCUPATIONS ist tatsächlich hörbar.

„Monotomy“ hat die Dichte der frühen Interpol-Songs, auf „Zodiac“ singt Matt Flegel zum unruhigen Beat wie ein Bluessänger, der Schnaps gegen Reißzwecken eingetauscht hat. Mit „Degraded“ und „Stimulation“ spielt die Band zwei schnellere Stücke, in denen man unter den flirrenden Gitarren und zappeligen Rhythmen Popstrukturen findet. Der Brocken der Platte ist „Memory“, elfeinhalb Minuten lang. Die Reise des Stücks führt über den kaputten Wave-Blues des Gun Club in die Industrieruinen von Manchester, wo man zum stoischen Drum-Machine-Beat tanzt, bevor der Song geduldig als Ambient-Noise-Collage ausklingt. Die ganze Geschichte des Postpunk in einem Stück. Elfeinhalb unvergleichlich dichte Minuten.