Pranke
Monkey Business
Staatsakt/Caroline (23.11.)
Ein deutsch-isländisches Duo findet zwischen Jazz-, Post- und Rumpelrock zu zärtlichsten Momenten.
Das Label „Experimenteller Rock“ ist, man muss es leider sagen, oft eine Chiffre für schlimmes Muckertum. Nun könnte man das, was der Gitarrist und Sänger Daniel Bödvarsson und der Schlagzeuger Max Andrzejewski mit ihrem Duo Pranke veranstalten, eben dieses Label aufkleben – immerhin bürsten die beiden Jazz-erprobten Musiker auf ihrem Debüt MONKEY BUSINESS versiert Rhythmen gegen den Strich und zerschießen klassische (Pop-)Songstrukturen.
Nie aber hören sich Pranke dabei so schmallippig an wie die Streber, die sich ein „Post-“ oder „Math-“ stolz ans Rockrevers heften. Stattdessen erlaubt sich das von Moses Schneider produzierte MONKEY BUSINESS schon mal eine Rumpeligkeit, die nahelegt, die namensgebende Pranke gehöre einem Tier, das als Gestaltwandler durch die Songs stapft, mal torkelt, mal austritt, mal still am Wegesrand verharrt: Wenn nämlich dieser break-reiche Jazz-Rock zu fließendem, von schimmernden Synths getragenem Pop mutiert – oder in „Bokonon’s 53rd Calypso“, einem vertonten Gedicht von Kurt Vonnegut, zu einer linkischen Sanftheit findet.
AmazonWird dann noch der alte Jazzgegner Theodor Wiesengrund mit der tollen Zeile „Call Adorno, leisure porno“ geehrt, mag man sich zu diesem seltsamen Tier legen. Und sehr lange lauschen.
Klingt wie: Pram: Sargasso Sea (1995) / Tortoise: TNT (1998) / Grizzly Bear: Yellow House (2006)