Poliça
When We Stay Alive
Memphis Industries/Indigo (VÖ: 31.1.)
Die Band streckt ihre Fühler aus dem Alt-R’n’B-Headquarter in Richtung Deep- und Darkness.
Wer die Genese des neuen Poliça-Albums verstehen möchte, kommt an Channy Leaneaghs Arzt und dessen therapeutischem Ratschlag nicht vorbei. Er schlug der Sängerin vor, die Geschichte ihres Sturzes vom Hausdach und der schweren Verletzungen neu zu schreiben, um eine mentale Heilung in Gang zu setzen und Ängste zu überwinden. Im Zuge der künstlerisch verarbeiteten Geschehnisse lernte Leaneagh, auch mit älteren Sorgen in eine positiv zu bestimmende Gegenwart zu ziehen.
AmazonDas Album als neue Ich-Ordnung, das ist eine Lesart von WHEN WE STAY ALIVE. Die Band streckt ihre Fühler aber auch musikalisch in neue Ländereien aus, ohne das Alt-R’n’B-Headquarter nur für einen Moment zu verlassen. Es ist eher so, dass Leaneagh, Produzent Ryan Olsen und die übrigen Bandmitglieder ihre Musik ganz systematisch beschweren.
Das betrifft vor allem die extradeepen Bässe und die Synthesizer, die sich stellenweise anhören, als hätte man sie am Industriestandort Laibach erworben. An anderen Ecken und Enden klingen Poliça, als hätten sie die Wonnen des Homerecordings frisch entdeckt. Das alles bei gleichbleibend hoher Qualität der Songs.